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Buchdoktor

Posted on 17.1.2021

In einem Dorf in Mosambik werden Menschen von Löwen getötet. Man sagt, während des Krieges hätten die Löwen sich daran gewöhnt, in die Siedlungen zu kommen und dort Menschen zu fressen. Zwei Icherzähler berichten abwechselnd von den Ereignissen, beide spürbar durch den Krieg geprägt - die junge Mariamar und der Jäger Arcanjo, der den Auftrag hat, die Löwen zu töten. Doch in der Beziehung zwischen den Menschen und den wilden Tieren, die durch menschliche Siedlungen aus ihrem Lebensraum verdrängt wurden, gibt es weitere Ebenen und symbolische Darstellungen. Mariamars Vater, der Fährtenleser, findet wie Arcanjo in einer durch den Krieg veränderten Kultur vermutlich keine Arbeit mehr. Konflikte zwischen dem traditionellen Geisterglauben und der durch die Kolonialmacht eingeführten christlichen Religion deuten sich an. Durch die symbolische Darstellung verklausuliert, wird dennoch die mit archaischer Gewalt aufgezwungen Rolle der Frauen in dieser Gesellschaft deutlich. Eine der Symbolsprachen ist die der Masken, mit der der Großvater Mariamars sich ausdrückt, eine andere die Darstellung von Zeit als Knotenschnur, an der Generationen knüpfen. Mia Couto, ein dem magischen Realismus zuzuordnender Autor, legt hier einen atmosphärisch dichten Roman vor, in dem als Folge eines Krieges auch Menschen zu Löwen werden. Zunächst verwirren die geschilderten Ereignisse, um schließlich wie durch einen Magier entwirrt und erklärt zu werden. Ich fand es herausfordernd, mich in dieser Geschichte auf Coutos Verklausulierung von roher Gewalt mithilfe afrikanischer Sitten und Mythen einzulassen.

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