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Ladybug

Posted on 16.1.2021

Wenn ein Auto ein Zuhause ist … Pearl lebt mit ihrer Mutter am Rande eines Trailer-Parks in Florida in einem Ford Mercury – und das seit ihrer Geburt. Sie kennt es nicht anders und so ist es für sie normal und nicht dramatisch. Auch Schüsse sind keine Seltenheit. Waffen sind verbreiteter als Haustiere und im Zweifelsfall redet man sich die Schüsse schön, indem man an die Alligatoren denkt. Alles ist für Pearl in Ordnung, bis Eli das Herz ihrer Mutter gewinnt und mit ihm in ihrem Leben alles, wirklich alles anders wird … Das Thema ist erschreckend, aber typisch für Amerika. Die allgegenwärtige Präsenz von Waffen machen diese zu einer so alltäglichen Sache, dass sie kaum noch erschrecken oder auch nur stutzig werden zu lassen. Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, wird einiges nur umschrieben, dennoch kommen Dinge zur Sprache, die verstörend wirken könnten. Mich als Erwachsene haben viele Stellen sehr ergriffen und bewegt, aber auch entsetzt und schockiert. Dabei nutzt Jennifer Clement eine wunderbare Sprache mit viel Poesie und dem unerschütterlichen Glauben, den gerade Töchter in ihre Mütter und das Gute der Welt und der Menschen haben. Als Erwachsene möchte ich Pearl beschützen, da rausholen, ihr die andere Art zu leben schenken. Von einer romantisiert geschilderten Lebensweise steuert die Story unweigerlich auf den harten Bruch in die Realität zu und irgendwann ahnt man, dass all dies in eine Katastrophe führen muss. Nach und nach verändert sich das Verhältnis von Pearl und ihrer Mutter, sodass Pearl mit ihren vierzehn Jahren erwachsener erscheint, als Margo, die ihr immer davon erzählt, dass sie eines Tages in einem richtigen Haus leben werden. Die Entwicklung von Pearl, das viel zu frühe Erwachsenwerden, wird eindrucksvoll geschildert. Am Ende bleibt aber Hoffnung, es endet nicht in hoffnungsloser Verzweiflung, auch wenn klar ist, dass es nie einfach sein wird. Das ist realistisch, aber auch versöhnlich, auch wenn Pearl die Waffen – real und im Kopf – wohl nie loswerden wird. Auch die anderen Figuren in diesem vielschichtigen Buch sind außergewöhnlich, alles andere als alltäglich. Dennoch sind sie realistisch und glaubwürdig. Der Autorin ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Situation in solchen Trailerparks und gerade in Bezug auf Waffen und Gewalt zu schildern. Leider ist das Thema wohl zeitlos und scheint sich eher hochzuschaukeln, denn nach und nach zu bessern. Das Thema und die Verarbeitung regen zum Nachdenken an. Doch es geht nicht nur um Waffen, sondern auch um Besitz, Polizeiwillkür, Familie und Liebe. Ich kann nicht anders, als fünf Sterne zu geben.

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