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mabuerele

Posted on 14.1.2021

„...Aber das Schöne trägt kein Schwert und verschafft sich mit keiner Peitsche Gehör. Siehe hin und lerne, Genoveva...“ Diese Worte spricht Mechthild von Magdeburg zu ihrem Mündel. Wir schreiben das Jahr 1261. Beide wollten eigentlich zum Laubhüttenfest ins Judendorf. Doch Gesang und Freude weichen Trauer und Tod, als der Priestermönch Gallus mit einer handvoll Bewaffneter im Dorf erscheint. An seiner Seite ist Gero von Greifenstein. Mechthilds mahnende Worte prallen an ihm ab. Vierzehn Jahre später kann Gero seine Blicke nicht von der schönen Jüdin Esther lassen. Die aber hat nicht vergessen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Sie wird so beschrieben: „...Sie war von zierlicher Gestalt und ging mit weiten Schritten, geradem Rücken und hoch erhobenen Kopf. Manche hielten die Siebzehnjährige für stolz, andere für altklug und eigensinnig...“ Auch Mechthild hat es nicht einfach. Noch aber hält Erzbischof Konrad seine Hände schützend über sie. Doch dessen Lebensuhr tickt dem Ende entgegen. Otto von Brandenburg sähe gern seinen Bruder Erich auf dem Stuhl des Erzbischofs. Er ist aber nicht der einzige Kandidat. Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Die Personen werden gut charakterisiert. Mechthild, die mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg hält, trifft immer wieder auf ihren Gegenspieler Gallus. Der Priestermönch ist machtbesessen und von sich überzeugt. Machtbesessen ist ebenfalls Otto von Brandenburg. Wenn es nicht nach seinem Kopf geht, greift er zur Waffe. Ihn als Feind zu haben, ist lebensgefährlich. Das begreift auch der Knappe Wolfram, der von Otto protegiert wird, nachdem er diesen mehrmals von seinen Qualitäten überzeugt hat. Der junge Mann glaubt noch an die edlen Eigenschaften eines Ritters. Erwähnenswert ist, dass auch viele der Nebenfiguren gut beschrieben werden. Sie sind nicht nur Namen in der Geschichte, sondern Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren Vorlieben, Hoffnungen ud Ängsten. Die Handlung erstreckt sich zwar nur über wenige Jahre, trotzdem wird ein anschauliches Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er macht die Geschichte lebendig und abwechslungsreich und gibt auch Kleinigkeiten Raum, so dem Marktgeschehen, dem Minnesang oder einer Jagd. Vielfältige Informationen gibt es zum Dombau in Magdeburg. Klatsch und Tratsch ist so alt wie die Geschichte. Besonders blühte er in den Badestuben. Gut herausgearbeitet wird die Diskrepanz, in der sich die Juden in der Stadt befinden. Einerseits wäre der Aufschwung der Stadt ohne deren Geld nicht möglich gewesen, andererseits müssen sie im Falle eines Falles als Sündenböcke herhalten. Geschickt versteht es der Autor, das Interesse von Esther an den christlichen Bräuchen der Stadt gleich dafür zu nutzen, um mich als Leser mit nützlichen Informationen zu versorgen. Ebenfalls ausführlich beschrieben wird Wolframs Schwertleite. „...Irgendwann [..] brachten Ottos Ritter und zwei Pagen ihm Wäsche, seine frisch geputzten Stiefel, neue Kleider und ein Handtuch. Er trocknete sich ab und ließ sich danach von den Pagen in schwarze Strümpfe helfen. Deren Farbe sollte einen zukünftigen Ritter daran erinnern, dass er sterblich war...“ Eingebettet in die Geschichte sind nicht nur ziemlich komplexe und vielschichtige Beziehungen zwischen den Protagonisten, sondern auch ein gut gehütetes Geheimnis, das erst am Ende Licht in so manches Dunkel bringt. Eine Personenliste, eine Zeittafel, eine historische Karte von Magdeburg, ein Glossar und ein inhaltsreiches Nachwort schließen die Geschichte ab. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeugt an vielen Stellen von der umfangreichen Recherche des Autors, verfügt über einen hohen Spannungsbogen und ist für manche Überraschung gut.

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