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cosima73

Posted on 14.1.2021

„Was an ihm war es, das mich so faszinierte? War es die schlichte Tatsache, dass er Schriftsteller war und ich das damals selbst auch so gern werden wollte? In jungen Jahren war es klar: Nicolas wollte Schriftsteller werden wie sein skurriler Onkel, der von seinem Vater belächelt, von ihm verehrt wurde. Als er nach dem Abi quasi die Welt offen hatte, auf Reisen gehen wollte, versank er im Liebeskummer und die Reise führte ihn schliesslich zu seinem Onkel aufs Land, wo er einen Sommer verbrachte. Schriftsteller wird er dann doch nicht, sondern er übernimmt pflichtbewusst das Geschäft seines Vaters, heiratet, wird Vater, wenn auch ein durch die Arbeitslast eher abwesender. Auch die Liebe läuft mehr nebenher, ist Nicolas doch hauptsächlich damit beschäftigt, das Familienunternehmen erfolgreich zu führen. Plötzlich klingelt das Telefon, seine Frau: Valentin ist gestorben. Die kleine Familie bricht auf, um sich vor Ort um die Beerdigung und andere Formalitäten zu kümmern. Aus dieser Reise wird für Nicolas eine Reise zu sich selber. Ist er wirklich der geworden, der er sein will? Hat er seinen Traum verraten? Ihm fällt auf, dass er in den letzten Jahren nur noch durchs Leben gehetzt ist. „Wer oder was hetzte mich eigentlich? Woher kam dieser Drang, jeden Moment bloss so schnell wie möglich hinter mich bringen zu müssen, nur, um zum nächsten Moment zu eilen, als würde dieser das grosse Glück für mich bereithalten?“ Doch: Hatte er eine Wahl gehabt? Wirklich? Wie viel an eigenen Idealen und Wünschen steckt in seinem jetzigen Leben? Ist das, was er führt, ein gelungenes Leben? Nach seinem sehr erfolgreichen Sachbuch „Der Ernährungskompass“ ist „Das Buch eines Sommers“ Bas Kasts erster Roman und: Es ist ihm damit ein grossartiges Buch gelungen. Bas Kast erzählt sehr fein und leise die Geschichte eines Mannes, der sicher selber wieder finden muss, weil er sich vor Jahren von sich entfernt hat – ohne dies selber zu merken. Es ist eine Geschichte einer Liebe, die Geschichte vom Erfolg, aber auch eine Geschichte über Verlust und Aufgabe. Nie wird psychologisiert, nie moralisiert, nie über Gebühr philosophiert, es wird erzählt. Und in diesem Erzählen wird der Leser mitgenommen auf eine Reise – im besten Fall auch zu sich selber. Fazit: Ein wunderbares Buch, das einen an die Hand nimmt und auf eine Reise mitnimmt, die im besten Fall zu einem selber führt. Sehr empfehlenswert.

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