Seitensuechtig
In „Dieses ganze Leben” von Raffaella Romagnolo begleiten wir die 15-jährige Paola, die nirgendwo so recht dazu gehört und von niemandem verstanden wird. Sie wächst in sehr wohlhabenden Verhältnissen auf - Ihre Familie scheint perfekt, doch leider ist dem nicht so. Nur ihr Bruder Richie scheint sie zu verstehen und die beiden beginnen jeden Tag spazieren zu gehen um der italienischen Villa zumindest für eine gewisse Zeit entfliehen zu können. Dabei decken sie ein schlimmes Familiengeheimnis auf... In einer sehr jugendlichen Sprache schreibt Raffaella Romagnolo über eine sehr frustrierte und unzufriedene Jugendliche namens Paoletta - kurz Paola. Paola hat schwer mit sich selbst und ihrem Gewicht zu kämpfen. Das Thema Gewicht wird im Buch sehr thematisiert und immer wieder geht es um Zahlen von Kilos etc. - was mir schnell zu viel wurde. Mit Paola als Protagonistin bin ich ein bisschen im Zwiespalt. Auf der einen Seite ist sie eine sehr starke Person, auf der anderen Seite konnte ich ihre Handlungen oft nicht nachvollziehen. Allgemein ist sie mit sich selbst im unreinen und von ihrem Leben frustriert. Mit ihrem Bruder Richie, der seit seiner Kindheit behindert ist, geht sie aber wirklich liebevoll um und die beiden haben ein tolles Verhältnis zueinander. Richie sitzt im Rollstuhl und Paola geht jeden Tag mit ihm spazieren - während den Spaziergängen können beide sie selbst sein. Von Richie als Charakter war ich begeistert! Er nimmst sich selbst nicht zu ernst und ist total Klug. Manchmal veräppelt er auch ganz gerne die Gesellschaft, indem er Anfälle etc. vortäuscht um daraus einen Vorteil zu ziehen. Die Handlung finde ich schwierig zu beschreiben. Das Buch ist eine Coming-of-age Geschichte in der sehr viele Themen kurz aufgegriffen werden und dann eher an der Oberfläche bleiben. Meiner Meinung nach waren es einfach zu viele Themen, für so ein kurzes Buch. Paola erzählt uns über ihr Leben und schweift dabei sehr oft ab. Ihre seitenlangen Gedankengänge waren dabei manchmal sehr interessant, aber auch anstrengend und überflüssig, da sie oft nichts zur Handlung beigetragen haben. Das hat das Buch dann leider auch etwas langatmig werden lassen. Insgesamt würde ich sagen ist „Dieses ganze Leben” ein teilweise unterhaltsames und teilweise langatmiges und spezielles Jugendbuch. Meiner Meinung nach wurde das große Potential hier leider nicht ausgeschöpft und daher konnte mich das Buch nicht überzeugen.