travelartandbookblogger
Die sardische Hochzeit von Grit Landau erzählt die Geschichte eines Mannes, der den Ersten Weltkrieg miterlebt hat, mehr oder weniger unversehrt zurückgekehrt ist, und sich auf der Suche nach einer seltenen Olivensorte nach Sardinien begibt. Zeitlich befinden wir uns kurze Zeit vor der Machtergreifung Mussolinis, die mulmige Aufbruchsstimmung Italiens ist in nahezu jeder Zeile wahrhaftig zu spüren. Auf der anderen Seite haben wir eine junge Frau, deren Mutter verstorben ist und die einen Mann aus einer einstmals verfeindeten Familie heiraten soll, um die Verbundenheit der beiden Linien zu stärken. Ich empfand es sehr erfrischend, einen Roman aus der Zeit des Nationalsozialismus zu lesen, in dem es nicht um Hitler oder Deutschland ging, die ganz spezielle Atmosphäre Sardiniens hat mich total in ihren Bann gezogen, wobei ich besonders die Mythen und Legenden der Insel zu Beginn eines jeden Kapitels mochte. Jede Persönlichkeit des Romans hatte ihren eigenen Platz in der Geschichte, verriet nie mehr über sich als nötig, dennoch waren sie nicht blass gezeichnet, auch Nebencharaktere habe ich lebhaft vor mir gesehen in den wundervoll beschriebenen italienischen Gässchen der Altstadt. Die ganz individuellen Schicksale haben mich verzaubert und berührt, schockiert und überrascht aber auch unheimlich gut unterhalten. Vielen, vielen Dank für diese tragische, melancholische aber irgendwie auch hoffnungsvolle Geschichte.