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travelartandbookblogger

Posted on 12.1.2021

Unorthodox ist die autobiographische Geschichte Deborah Feldmans, die auszog, ein selbstbestimmtes, von Zwängen freies, im Grunde ein ganz normales Leben zu führen. In eine chassidische ultraorthodoxe jüdische Familie hineingeboren, mit einer der Glaubensgemeinschaft entflohenen Mutter und einem geistig kranken Vater wächst sie bei ihren strengen Großeltern auf und lernt schnell, was sie zu tun und zu lassen hat. Die Sekte hält zum Beispiel Hitler für von Gott gesandt, schneidet masturbierenden Jungen die Penisse ab denn: „Chassidischen Männern ist es untersagt zu masturbieren, erklärt Eli mir immer wieder. Folglich, so erklärt er mir, bin ich dazu verpflichtet, ihn zu befriedigen, damit sich keine sexuelle Frustration bei ihm bildet. Wenn ich mich weigere, würde ich ihn zwingen zu sündigen und damit die Bürde seiner Missetat tragen.“ und verheirateten Frauen die Haare zu Glatzen. Frauen werden sexuell missbraucht, zu Gebärmaschinen gemacht, die regelmäßig ihre ‚Reinheit‘ von einem Rabbiner kontrollieren lassen müssen, Kindesmissbrauch durch Gelehrte wird auch hier unter den Teppich gekehrt - ich frage mich wirklich, wie lange religiöse menschenverachtende Institutionen noch bestehen können, in jeder beschissenen Religion. Keiner erhält Zugang zu weltlicher Bildung, aus Angst vor Ausbruch, sollen alle in dieser Bubble gefangen gehalten werden. Ich bewundere Deborahs Mut und Kraft im Alter von Anfang zwanzig so drastische, lebensverändernde Entscheidungen zu treffen, ohne fremde Hilfe, ohne eine andere Welt überhaupt so richtig zu kennen, mit der verfolgenden Sekte im Nacken und dann auch noch diese so persönliche Geschichte aufzuschreiben, publik zu machen - ganz große und wichtige Aufklärungsarbeit, die Feldman, die auch literarisch unabhängig der Thematik nicht zu verachten ist, hier leistet. Vielen, vielen Dank @deborah_feldman für deine Geschichte, die mich wütend ja fast wahnsinnig vor strotzender Ungerechtigkeiten gemacht - trotz sachlichem, nüchternem Erzählton, aber auch hoffnungsvoll gestimmt hat: egal wie aussichtslos eine Situation manchmal scheint, es lohnt sich immer zu kämpfen.

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