patricianossol
Auf Empfehlung einer Lesefreundin ist das „Trümmermädchen“, in meinem Buchregal gelandet. Der Roman ist am 02.11.2020 bei Ullstein Taschenbuch erschienen. Lilly Bernsteins Geschichte spielt in Köln und nimmt ihren Anfang im Juli 1941. Ich lerne Anna kennen, die bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias aufwächst. Die beiden betreiben eine Bäckerei. Das Mädchen liebt die Backstube, lässt sich von ihrem Onkel genau erklären, wie der große Ofen aus Vulkanstein funktioniert. Der Krieg durchkreuzt die Familienidylle. Matthias wird einberufen. Ein Bäcker aus Polen springt ein. Doch ihm wollen die Brote nicht recht gelingen. Erst mit Annas Unterstützung lernt der junge Mann mit dem Ofen umzugehen. Doch schon bald geht der Ofen sprichwörtlich aus, denn während eines Luftangriffs wird die Bäckerei zerstört. Köln liegt in Schutt und Asche und der Jahrhundertwinter fordert seinen Tribut. Aus der Not heraus schließt sich Anna einer Schwarzmarktbande an und wird zur cleversten Kohlediebin der Stadt. Trotz Hunger und Kälte träumen Anna und Marie davon, ihre Bäckerei wieder aufzubauen. Leider gibt es Widersacher, die versuchen ihnen Steine in den Weg zu legen. Kennt ihr diese Geschichten, die euch so vereinnahmen, dass ihr alles um euch herum vergesst und unfähig seid, das Buch zwischendurch aus den Händen zu legen? So ging es mir beim Trümmermädchen. Ich habe Anna, Marie, Matthias und Joseph schnell in mein Herz geschlossen. Der heimliche Star der Geschichte ist allerdings der kleine rothaarige Karl, der mich mit seiner kessen Art um den Finger gewickelt hat. Lilly Bernstein hat einen lebendigen und mitreißenden Schreibstil. Detaillierte Beschreibungen der Schauplätze, liebevoll inszenierte Charaktere und umfangreiche historische Fakten sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Dramatische Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und bringen Spannung in die Story. Es sind Schicksale, die mich emotional berühren. Imposantes Kopfkino! Man spürt beim Lesen, dass in der Geschichte viel Herzblut steckt. Die Autorin stammt aus einer Bäckerfamilie und ihre Mutter hat den Hungerwinter 1946/47 als Kind erlebt. Da ich mich zu den Hobby-Brotbäckerinnen zähle, fand ich die Ausführungen rund um das Thema besonders interessant. Wow, dieser Roman ist ein Leseerlebnis, eine bewegende Zeitreise über Trümmerberge, immer mit dem Duft von frisch gebackenem Brot in der Nase. Lesen!!!