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Liam

Posted on 10.1.2021

CN: Deadnaming, Transfeindlichkeit, Misgendern, Mobbing, Fremdouting, Suizidgedanken, Gewalt, Erwähnung von HP, ableistische Beleidigungen Ich hatte mich sehr auf „Not Your Type“ von Alicia Zett gefreut, da es mir vor dem Lesen so vorkam, als hätte die Autorin sich wirklich mit dem Thema Transidentität auseinandergesetzt und Sensitivity Reader zu Rate gezogen. Leider scheint das nicht der Fall gewesen zu sein, und das Buch hat mich sehr enttäuscht. Der Plot von „Not Your Type“ lässt sich (wie leider auch bei einigen anderen Büchern mit trans Charakteren) wie folgt zusammenfassen: „x hasst sich selbst, weil x trans ist, doch dann wird x durch die Liebe einer cis Person gerettet“. Das allein ist meiner Meinung nach schon schlimm genug, doch leider enthält das Buch noch mehr Transfeindlichkeit: • Man erfährt schon auf der ersten Seite Fynns Deadname. Ich dachte eigentlich, dass das inzwischen allen Menschen, die sich ein bisschen mit trans Themen auseinandergesetzt haben, klar ist, aber: der Deadname eines trans Menschen geht niemanden etwas an! Das gilt auch für fiktionale Charaktere! • Das Buch enthält mehrere Flashback-Szenen, die ausschließlich aus Transfeindlichkeit, Mobbing, Gewalt und emotionalem Missbrauch bestehen. Diese Szenen sind meiner Meinung nach einfach nur trauma porn und für den Verlauf der Geschichte absolut irrelevant. • Fynns ganzer Charakter besteht daraus, dass er sich selbst hasst, weil er trans ist. Abgesehen davon hat er so gut wie keine eigene Persönlichkeit. • Die Tatsache, dass Fynn trans ist, wird als schreckliches Geheimnis dargestellt, das all seine Freundschaften und Beziehungen zerstören könnte. • Und wie könnte es anders sein: natürlich gibt es kurz vor dem Ende auch ein ungewolltes (und für Fynn vermutlich traumatisches) (Fremd-)Outing, um die Geschichte dramatischer zu machen. • Auch wenn das den meisten Menschen wahrscheinlich überhaupt nicht (oder zumindest nicht negativ) auffällt: die Tatsache, dass in einem Buch über einen trans Charakter mehrmals HP erwähnt wird, hat mir beim Lesen dann endgültig den Rest gegeben. Zusätzlich dazu gibt es im Buch einen dicken koreanisch-deutschen Charakter, dessen Persönlichkeit hauptsächlich daraus besteht, dass er K-Pop mag und die ganze Zeit isst oder Hunger hat. Da ich weiß bin, kann ich zu der koreanisch-deutschen Repräsentation nicht viel sagen, aber hier sind ein paar Zitate, die ich in dieser Hinsicht ziemlich problematisch finde: • "Innerlich muss ich darüber lachen, wie aufgeschmissen er offenbar ohne seinen Mac ist. Typisch Asiate, denke ich einen Moment lang, dann würde ich mir für diesen Gedanken am liebsten selbst eine scheuern." (Ist ja schön, dass Fynn gleich erkennt, dass das rassistischer Blödsinn ist, aber wieso war der Satz dann überhaupt nötig?) • "Joon scheint kein Problem mit seinem Körper zu haben, und das, obwohl er recht klein und etwas fülliger ist. Da er von den meisten sicher als Asiate angesehen wird, darf er sich deswegen bestimmt oft dumme Sprüche anhören." • "Ich schaue mir an, was er zuletzt geteilt hat. Irgendein Musikvideo einer K-Pop-Band." • "Joon vergleicht, wenn es ums Geld geht, immer gern alles mit Essen." • "‚Die anderen spielen immer noch und mir ist langweilig.‘ ‚Du meinst wohl, du hast Hunger.‘ Joon grinst. ‚Erwischt. Also, kommst du?‘" Ich freue mich zwar sehr, dass es inzwischen mehr queere Bücher auf dem deutschen Buchmarkt gibt, aber man merkt deutlich, dass „Not Your Type“ für cis Menschen und nicht für trans Menschen geschrieben wurde. Ich kann das Buch daher leider absolut nicht empfehlen.

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