Sofia :)
Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und den Penhaligon-Verlag für das Rezensionsexemplar! Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Meine Meinung: Also, die Idee, die hinter diesem Buch steckt, ist wirklich cool. Ich habe mich schon immer gefragt, was mit den Helden passiert, nachdem sie die Welt gerettet haben. Die Geschichte ist immer genau an diesem Punkt zuende, und was hinterher aus den Protagonisten wird, wird nie thematisiert. Aber genau darum geht es hier. Besonders gut hat mir hier gefallen, dass es um alle fünf „Erwählte“ geht, die jeweils unterschiedlich mit der Rettung der Welt – und dem dabei erlittenen Trauma – umgehen. Es ist zwar alles aus Sloanes Sicht geschrieben, aber man bekommt dennoch einen guten Eindruck davon, wie verschieden die einzelnen Charaktere mit einem solchen Erlebnis umgehen. Es werden Themen wie PTBS und Depressionen angesprochen, und es ist interessant zu sehen, welche Bewältigungsstrategien für die Fünf funktionieren. Dabei fand ich es jedoch schade, dass alle Protagonisten, selbst Sloane, sehr distanziert zum Leser bleiben. Woran das gelegen hat, kann ich nicht sagen; vielleicht fehlte es dem Buch an Emotionalität? Jedenfalls konnte ich die gesamte Handlung über keine wirkliche Bindung zu allen fünf aufbauen. Insbesondere Ines blieb dabei sehr zurück; sie wird kaum thematisiert und hat eigentlich keine wesentliche Rolle in diesem Band, auch wenn sie eine der Erwählten ist. Vielleicht bekommt sie in einem der Folgebände ja eine größere Rolle, aber hier war sie fast schon irrelevant. Sowohl Esther als auch Matt fand ich dagegen sogar sehr unsympathisch. Esther wirkte auf mich oberflächlich. Zwar zeigt sie durchaus auch Seiten, die vermuten lassen, dass da noch mehr hintersteckt, aber das wird nur angeschnitten und nicht wirklich thematisiert. Da hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht, vielleicht hätte ich sie dann auch besser verstanden. Matt hingegen wirkte auf mich fast schon arrogant, jedenfalls aber rücksichtslos besonders Sloane gegenüber. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er in irgendeiner Weise auf sie eingeht oder ihr zuhört, sondern immer nur zu bestimmen versucht, wie die anderen zu handeln und zu fühlen haben. Das hat mich mitunter sogar schon genervt, vor allem in Situationen, in denen es angebracht wäre, Zurückhaltung zu zeigen. Einzig Albie konnte ich noch etwas abgewinnen, aber leider kommt er wie Ines zu kurz, sodass man nicht viel über ihn erfährt. Das finde ich schade, dennoch kann ich die Entscheidungen, die Roth für seine Figur trifft nachvollziehen. Sie sind logisch und anders würde die gesamte Handlung wohl keinen Sinn ergeben – dennoch hätte ich mir auch hier etwas mehr Tiefe und Emotionalität gewünscht. Dabei hilft es auch nicht, dass die Handlung an sich die ersten zwei Drittel sehr zäh ist. Es wird viel geredet und aufgebaut, zwischen den Kapiteln gibt es immer mal wieder Rückblenden in Form von Akteneinträgen, was nicht uninteressant aber eben auch nicht besonders spannend – da trocken – ist. All das hätte auch gut kürzer gefasst werden können, so fühlen sich die 570 Seiten fast wie das Doppelte an. Diese Langatmigkeit wird durch das Ende nicht unbedingt gerettet. Zwar ist es durchaus spannend und ab einem gewissen Punkt kommt auch einiges an Fahrt auf. Das wird jedoch dadurch geschmälert, dass das, was passiert, sehr vorhersehbar ist. Ab dem genannten Punkt konnte ich bereits sagen, wie das Buch enden wird; Die Erwählten hat mich da in keiner Weise überrascht. So ist der Eindruck, den man nach Beenden dieses Buches hat, doch eher ernüchternd. Fazit: Die Idee hinter Die Erwählten ist super, die zähe und langwierige Umsetzung bereitet jedoch kein großes Lesevergnügen. Die meiste Zeit passiert fast nichts, was bei einem 570 Seiten langen Buch kein gutes Zeichen ist. Hinzu kommt, dass man zu der Erzählerin keine Bindung aufbauen kann, zwei der Fünf bekommen kaum Aufmerksamkeit und die anderen beiden sind unsympathisch. Insgesamt gibt es in meinen Augen hier tatsächlich keine interessante Figur. Auch der Schluss, als endlich etwas Fahrt aufkommt, ist wenig überraschend. Das Buch ist okay, aber für die Länge eindeutig zu zäh, um ein einigermaßen vergnügliches Leseerlebnis darzustellen. 3/5 Lesehasen.