learner_slibrarycarina
Kirsten Boie „Das Lesen und ich“ Mit einem Umfang von 95 Seiten und kleinformatig kommt das Buch schon etwas bescheiden daher. Dafür hat es in der Buchhandlung bei mir um die Ecke, aber einen einen ausgezeichneten Platz bekommen, direkt an der Kasse. Mir erscheint dieses Buch ist eher eine Denkschrift als eine Streitschrift, denn als das wird es auf dem Cover hinten leider bezeichnet. Kirsten Boie ist eine engagierte Botschafterin der Leseförderung, ich bezeichne sie hier mal als langjährige unermüdliche Aktivistin für das LESEN, lesen for furture. Dieses Buch hat sie ihren eigenen Kindheits-Leseerlebnissen in den 50/60er Jahren gewidmet. Wie fantastisch war es doch für die Nachkriegsgenerationen, das Pippi Langstrumpf und die Bullerbü Bände schon erschienen waren, die nicht nur Kirsten Boie, sondern viele geprägt haben. Der rote Faden durch dieses Buch ist die Bedeutung des Lesens. Und was alles kann das Lesen wirklich bewirken. In vielen Sätzen schimmert ihre Lesebegeisterung durch, man fühlt sich angesteckt in ihrem Plädoyer für das Lesen. Auch zeigt sich ihre tiefe Besorgnis über den hohen Anteil von funktionalen Analphabetismus bei uns. Sie ist eine genaue Beobachterin der Lesefertigkeiten in den Grundschulen, in der sie selbst tätig war, bevor sie Autorin von Kinder-und Jugendbüchern wurde. Eine Liste ihrer wichtigsten Kinder- und Jugendbücher habe ich im hinteren Teil des Buches vermisst, ist sie doch vielen auch nicht bekannt. Sie hat die Hamburger Erklärung „ Jedes Kind muss Lesen lernen!“ von 2018 mit prominenten Erstunterzeichnern auf den Weg gebracht, diese würde sie heute sogar noch präziser formulieren. Im Kapitel “Das Nadelöhr“ geht es um die Leistung, die das Gehirn beim Lesen und Lesen lernen vollbringt. Und auch darum, das sie sich von Gesprächspartnern in ihrem Engagement nicht ausreichend verstanden fühlt. Da wünscht man sich mit ihr einen starken „Lobbyverband für das Lesen im digitalen Zeitalter“, und das trotz der vielen Akteure der Verlags- und Buchbranche usw. und dem Engagement so vieler in den Schulen und überall. Woran liegt das denn? Es liegt auch in unserer förderalistischen Bildungs- und Kulturpolitik begründet. Liegt es nicht auch daran, das Frauen und Autorinnen einfach nicht ausreichend wichtig genommen werden in ihrem Engagement? Fehlende Wertschätzung der gesellschaftlichen Werte des Lesens und der Leseförderung? Auch ich, in der Leseförderung seit über 10 Jahren tätig, bleibe da etwas ratlos zurück. Dieses kleine Buch kann jedoch Motivation sein, über das Wirken der Bücher im eigenen Leben nachzudenken. Welches Buch war der Meilenstein, der viel bewirkt hat? Lohnt sich dafür nicht auch eine Debatte in den sozialen Medien und den Lese-communities?