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mrstrikehardt

Posted on 9.1.2021

Nun habe ich es endlich einmal geschafft und ein Buch von Mo Yan gelesen, der 2012 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Ich kann mich noch gut erinnern, als die Auszeichnung bekannt gegeben wurde - wie so oft kannte ich ihn vorher nicht, wurde aber auf seine Bücher neugierig gemacht. Trotzdem dauerte es dann doch acht Jahre … Das rote Kornfeld ist Mo Yan Erstlingswerk und dreht sich vor allem um den japanisch-chinesischen Krieg in der Zeit der 20er und 30er Jahre. Eine Familiengeschichte wird erzählt und somit auch die Geschichte eines Landes. Die Geschichte ist voller Gewalt, Haß und Zwietracht. Liebe und Freundschaft kommen zwar auch vor, aber eher am Rande. Interessant ist das Buch vor allem aus formalen Gesichtspunkten. Einmal aufgrund der fantastischen Sprachweise, wodurch die Natur beseelt wird und selbst zum Akteur wird (magischer Realismus). Auf die Spitze getrieben wird dies in einer Passage, wo die ehemaligen Hofhunde selbst zu Banditen werden und mit weiteren Artgenossen eigene Kampftruppen bilden. Mo Yans Fabulierlust wird durch seine sprachliche Ausgestaltung gar gesteigert. Detailreich schildert er die Kämpfe und die Brutalität genauso wie die Sonnenaufgänge und die Veränderung der Hirse (gefühlt auf jeder zweiten Seite taucht sie auf und wird beschrieben). Trotz dessen ermüdet die Lektüre, weil sich die Massaker permanent wiederholen und nur auf diese Weise die Geschichte vorangetrieben wird. Weil das Morden so zahlreich ist, verliert es seinen „Schockmoment“. Interessant ist hierbei, wie der Erzähler die Ereignisse schildert, plötzlich mittendrin deren Ausgang vorwegnimmt, um dann wieder an voriger Stelle zurückzuspringen und weiterzuerzählen. Ein ungewohntes Stilmittel, weil dadurch die Spannung gebrochen wird.

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