daniliest
Auf „Die Nachtigall“ war ich sehr gespannt, da dieser Roman in den höchsten Tönen gelobt wird. Die Geschichte spielt im von Nazis besetzten Frankreich. Im Zentrum stehen zwei Schwestern, die mir leider unsympathisch waren. Vianne sieht auf die jüngere Isabelle herab und hatte nie großes Interesse daran, eine Bindung aufzubauen. Vianne ist in vieler Hinsicht naiv und bringt durch ihr gedankenloses Verhalten immer wieder Schaden über sich und ihre Mitmenschen. Isabelle war ihr ganzes Leben auf der Suche nach Liebe, insbesondere von ihrem Vater und ihrer Schwester wird sie immer wieder abgewiesen. Impulsiv wie sie ist, schließt sie sich ohne zu zögern der Widerstandsbewegung an und bekommt für ihre mutigen Einsätze endlich Anerkennung. „Die Nachtigall“ umfasst 600 Seiten. Die erste Hälfte empfand ich als etwas langatmig. Ab der Mitte wird die Handlung wesentlich fesselnder und dramatischer. Die Gräueltaten der Nazis werden hier sehr eindringlich geschildert und es ist erschütternd, mit welcher Arroganz und Brutalität die Deutschen in ein fremdes Land einfielen. Die beschriebenen Situationen, das viele Leid, die Kälte und der Hunger gingen mir stellenweise sehr nahe. Loben möchte ich den Schluss des Buches. Gerade die letzten Worte sind sehr bewegend gewählt und runden die Geschichte sehr schön ab. Mir hat der Roman ganz gut gefallen aber ich bin erstaunt über die vielen Leserstimmen, die „Die Nachtigall“ als bestes Buch bezeichnen. Weder Inhalt noch der Schreibstil sind für mich in irgendeiner Weise außergewöhnlich. Es gibt ein Buch mit einem ähnlichen Plot (französische Widerstandsbewegung) von der Autorin Kristin Harmel mit dem Titel „Ein Ort für unsere Träume“, welches ich wesentlich berührender und schöner fand. Und auch von Kristin Hannah habe ich schon Veröffentlichungen gelesen, die mich mehr mitgerissen haben („Liebe & Verderben“ oder „Das Geheimnis der Schwestern“). Insgesamt habe ich „Die Nachtigall“ recht gerne gelesen, nur hatte ich aufgrund des Wirbels vermutlich viel zu hohe Erwartungen.