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Lorin Gräbner

Posted on 8.1.2021

David Lodges "Nice Work" erzählt die Geschichte des frustrierten Workaholics Vic Wilcox und der jungen feministischen Dozentin für Literatur des 19. Jahrhunderts Robyn Penrose, deren Wege sich eines Tages kreuzen. Von Anfang an ist das Buch vollgestopft mit Gesellschaftskommentaren, die sich subtil aus dem glaubwürdigen Verhalten der Figuren ergeben. Diese wirken nicht allzu tiefgründig, sondern eher wie Karikaturen gesellschaftlicher Stereotypen, was in Ordnung ist, da die meisten von ihnen sich nicht wie die typische überstrapazierte Art von Stereotypen anfühlen, die man in jedem anderen Roman finden könnte, und meist nicht zu vorhersehbar wirken. Aber glaubwürdig zu sein, reicht für mich nicht aus, um es als gutes Buch zu bezeichnen. Von dem "hervorragenden Tempo", wie es die New York Times auf dem Cover anpreist, habe ich nicht viel gesehen. Tatsächlich habe ich mich zwar dabei ertappt, wie ich über einige witzige Bemerkungen der Charaktere, die sich aus bestimmten Situationen und Charakteren ergeben, geschmunzelt habe. Zumeist musste ich mich aber auch durch mehr als eine Passage der oben genannten Art kämpfen. Der Schreibstil bemüht sich sehr, nüchtern zu wirken, fast wie eine Fortsetzung des Eingangszitats zu Beginn des ersten Kapitels, das betont, dass dieses Buch KEIN Liebesroman ist. Ähnlich wie ein Teenager, der sich von allem, was auch nur im Entferntesten mit Dummheit zu tun hat, explizit distanziert, um sich ein Bild von Intellektualität zu machen, scheint das Buch nicht müde zu werden, uns an seine Nicht-Romantik zu erinnern, und zwar mit einer Schärfe, die sich oft erzwungen anfühlt. Während ich persönlich es nicht noch einmal lesen würde, würde ich auch nicht generell davon abraten, es zu lesen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es viele Leute gibt, die diese Art von Business Fiction Roman genießen. Ich gehöre einfach nicht dazu.

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