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Bücherratte

Posted on 7.1.2021

Ein Autor, den ich in diesem Jahr ganz besonders intensiv lieben gelernt habe ist Stefan Zweig. Deshalb las ich nun auch seine Autobiografie "Die Welt von Gestern". Eindrucksvoll erzählt er hier von seinem Werdegang als Schriftsteller und als Mensch. Der Fokus liegt meistens jedoch auf der Welt um ihn, auf gesellschaftlichen, politischen und historischen Ereignissen und Veränderungen. Von seinen beiden Eheschließung o.ä. erfährt man hier nichts. Somit ist dieser Roman eher ein historischer Augenzeugenbericht. Wie war die Jugend im Wien des Kaiserreichs? Wie nahm die österreichische Bevölkerung den Zerfall der K&K Monarchie wahr und wie dachte Stefan Zweig über die beiden Weltkriege? Mit seiner wunderschönen und poetischen Sprache erweckt Stefan Zweig längst vergangene Tage wieder zum Leben und lässt den Leser an seinen Erinnerungen teil haben in einer Art und Weise, die in keinster Weise verstaubt oder langweilig ist, wie man es von geschichtlichen Berichten manchmal gewohnt ist. Im Gegensatz zu einigen anderen seiner Zeitgenossen hat Stefan Zweig eine weniger politisierte und eine konservativere Weltsicht. Er hält nicht viel vom regen Nachtleben des Berlins der wilden 20er und versucht lange ein unpolitischer Schriftsteller zu bleiben. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft hatte natürlich auch Stefan Zweig mit den Repressionen der Nationalsozialisten zu kämpfen und berichtet anschaulich welche Sorgen man als Schriftsteller haben musste. Jedem Geschichtsinteressierten und jenen, die es werden wollen, lege ich dieses tolle Werk wärmstens ans Herz!!

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