zauberberggast
Spannende Unterhaltung mit - statt von - Alexandre Dumas Die Romane "Der Graf von Monte Christo", "Die drei Musketiere" oder "Der Mann in der eisernen Maske" sind weltberühmt und haben als Abenteuerromane und Populärliteratur des 19. Jahrhunderts ihren angestammten Platz in der Literaturgeschichte. Ihr Autor, Alexandre Dumas der Ältere (nicht zu verwechseln mit seinem Sohn A. D. d. Jüngere, der "Die Kameliendame" schrieb), war mir zwar durch sein Werk, nicht aber so sehr durch sein Leben bekannt. Ich wusste wenig bis nichts über seine Biografie. Nach der Lektüre der "Romanfabrik von Paris" und des lohnenden Nachworts ist mir die Lebensgeschichte von Alexandre Dumas aber nun schon sehr vertraut - von 0 auf 100 sozusagen. Wir kommen durch “Die Romanfabrik von Paris” ganz nah an die Persönlichkeit Dumas heran - selbstverständlich im Rahmen einer fiktiven Geschichte, die sich nur an die Realität anlehnt. Worum geht's? Wir schreiben das Jahr 1851 und Alexandre Dumas lebt als Schriftsteller in seinem Schlösschen, dem “Chateau Monte Christo” außerhalb von Paris. Dort entstehen im Rahmen der "Romanfabrik" seine beliebten Romane, die er von Lohnschreibern aufschreiben lässt, die Ideen und Geschichten aber kommen von ihm. Die fertigen Werke publiziert er als Fortsetzungsgeschichten in der Zeitung. Er hat es neben großer Popularität auch zu vielen Neidern und einigen Feinden gebracht. Die LeserInnen aber lieben seine Geschichten, in denen es um Rache und Liebe, Intrigen, Mord und Totschlag geht. Auch der Humor und der Genuss haben in den Abenteuerromanen ihren angestammten Platz und versüßen so manchem Franzosen den harten Alltag. Der Bonvivant Dumas gibt das Geld, das er durch seine Schriftstellerei verdient, gerne mit vollen Händen aus - für Reisen, Essen, Luxus, etc. Der gutherzige Lebemann Dumas ist ein erfolgreicher Glücksritter und liebt das Leben, wobei er auch gerne neue Ideen für seine Abenteuerromane sammelt. Die deutsche Gräfin Anna von Dorn ist die weibliche Protagonistin des Romans. Nach dem Tod ihres adeligen Mannes kommt sie als Privatlehrerin nach Paris. Sie sitzt im Rollstuhl - warum, sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Als sie bei einer Familie, in der sie unterrichtet, die Fortsetzungsromane von Dumas kennenlernt, ist sie empört. Die lose Moral und mangelnde Gottesfürchtigkeit sind für die belesene Lehrerin ein Graus. Sie stellt Dumas zur Rede und muss dabei feststellen, dass die beiden ungleichen Personen ein gemeinsamer Gegenspieler verbindet: der Magnetiseur Lemaitre. Mit einer actiongeladenen Handlung, allerlei Intrigen, plötzlichen Wendungen und ganz vielen Zufällen ist dieser historische Roman ein amüsanter Parforceritt durch das Europa des mittleren 19. Jahrhunderts. Neben Paris spielt die Handlung auch in Brüssel, London und Moskau. Wie es sich für einen richtigen Abenteuerroman gehört, jagt ein Handlungselement das nächste. Der Leser hat kaum Zeit zum innehalten, aber dafür ist dieser Roman auch wirklich nicht gedacht. Gelegentlich schon sehr abgedreht, ist die Handlung aber stets unterhaltsam und lebendig. Ich habe durch dieses Buch selbst Lust bekommen, die Romane von Dumas, die ich nur als Verfilmungen kenne, einmal zu lesen. Fazit: Ein sehr lesenswerter historischer Abenteuerroman für lange Wintertage (der zufällig auch im Winter spielt)!