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mounddiemachtderbuchstaben

Posted on 6.1.2021

Was mich sofort beim Aufschlagen des Buches in seinen Bann zog, war die Gliederung der Handlungen. Strukturiert wurde die Geschichte in neun Teile, welche wie einzelne Arbeitsschritte zur Entstehung eines Kunstwerkes bezeichnet wurden. So startete der erste Abschnitt mit dem Titel „Grundierung“. Was für eine geniale Idee. Mir gefiel das sofort und machte das Buch, ohne dass ich bisher auch nur irgendetwas gelesen hätte gleich noch viel reizvoller für mich. Außerdem war es damit sofort stimmig zum Cover und dem Titel des Buches. An Catalina Cudds Schreibstil liebe ich es, dass sie es sofort versteht mit genau der richtigen Mischung aus verschiedensten Elementen eine unglaublich intensive Atmosphäre zu gestalten. So war ich durchweg immer tief in der Geschichte versunken und die emotionalen Schwingungen der Figuren griffen immer auf mich über. Das schuf ein so lebendiges Klima, dass alles ziemlich real wirkte. Obwohl verschiedene Kernthemen in dieser Geschichte verarbeitet wurden, gelang es der Autorin immer wieder, diese mit dem roten Faden der Kunst zu verknüpfen. Denn darum drehte sich die meiste Handlung, um die Kunst in ihren verschiedensten Formen. Auch entsprechende Begrifflichkeiten flossen mit ein, sodass es insgesamt ein harmonisches Gesamtbild ergab. Hier wurde gleichzeitig auch sehr deutlich, wie intensiv Catalina Cudd im Vorfeld recherchiert hatte. Egal, ob bei dem Thema Touret-Syndrom, häusliche Gewalt oder das Künstler-Milieu, nie hatte ich das Gefühl, auf Halbwahrheiten zu treffen. Dafür berührten mich die Themen auf unterschiedliche Weise emotional und sorgten somit ebenfalls für einen unglaublich realistischen Leseeindruck. Die Ausarbeitung der unterschiedlichen Charaktere war Catalina Cudd hervorragend geglückt. Sie alle waren vielschichtig, detailliert und mit beträchtlicher Hingabe geformt worden. Es war, als könnten diese Menschen wirklich existieren. Für diese Empfindung sorgten auch die lebendigen Dialoge. Sehr zu schätzen wusste ich, dass die beiden Protagonisten Drace und Penelope Zeit bekamen, sich zu entwickeln und sich einander zu zuwenden. Das Verhältnis zwischen ihnen war von Anfang an sehr gespannt und bot reichlich Konfliktpotenzial. So war gut ersichtlich, aus welch unterschiedlichen Welten beide kamen und dennoch gab es etwas, dass sie miteinander verband. Obwohl es im Buch „Die Farbe deiner Lügen“ keinerlei Plot Twists gab und ich auch relativ schnell hinter die Lösung des Falles Drace kam, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Viel mehr wusste mich die Komplexität des gesamten Aufbaus zu begeistern und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Themenfelder. Ganz besonders die Künstler in den Erzhöfen eroberten mich im Sturm. Diese schrullige, aber liebenswerte Wohngemeinschaft war ein wundervoller Dreh- und Angelpunkt in dieser unglaublich faszinierenden Geschichte. Fazit: „Die Farbe deiner Lügen“ hat mich vor allem emotional total abgeholt. Eine Geschichte, so vielfältig und bewegend wie das echte Leben.

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