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sinnesgleich

Posted on 6.1.2021

Keiko Furukura machen Gefühle Angst, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist und mit Normen und Regeln kann sie so gar nichts anfangen. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen Supermarkt stößt, einen Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Keikos Welt schrumpft dadurch erstmals auf ein für sie erträgliches Maß zusammen und sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Sie lernt wie man richtig spricht, reagiert und sich anderen Menschen anpasst. Doch je länger sie dort arbeitet, desto mehr wird sie von den Menschen in ihrem Umfeld kritisiert. „Die Ladenhüterin“ ist der Beweis dafür, dass eine gute Geschichte nicht zwingend viele Seiten braucht um eine aussagekräftige Botschaft zu haben. Murata zeichnet anhand von Keikos Alltag das Bild einer Gesellschaft, die nur schwer damit zurechtkommt wenn Menschen aus dem Rahmen fallen. Vermeintlich gutgemeinte Ratschläge und ungebetene Meinungen: beinahe jede*r von uns wird sie schon mal bekommen haben. In gewisser Weise ist das ja auch verständlich. Es ist nicht nur angenehm nicht anzuecken, sondern vor allem ziemlich unangenehm wenn Menschen sich anders als man selbst verhält oder andere Sichtweisen vertreten und somit zwangsläufig die eigenen Ansichten und Normen in Frage stellen. Muratas Geschichte ist ein bisschen schräg und skurril aber auch oft sehr traurig. Keiko ist eine von vielen die unter den absurden Gesetzmäßigkeiten unseres Alltags leiden. Obwohl die Geschichte verhältnismäßig kurz ist und nicht wirklich viel geschieht, zieht der fabelhafte Schreibstil einen in den Bann und lässt einen geradezu durch die Seiten fliegen. Sayaka Murata hat mit „Die Ladenhüterin“ eine scharfsinnige Gesellschaftssatire geschrieben. Eine etwas andere Protagonistin und skurrile Geschichte - ich kann’s nur empfehlen!

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