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thursdaynext

Posted on 6.1.2021

„Eine so seltsame Gruppe von Spinnern findet man so leicht kein zweites Mal.“ Anfang des Jahres 2000 reiste der britische Neurologe und Autor Oliver Sacks nach Mexiko. Genauer gen Oaxaca. Dort ist DAS Paradies für Farnfans. Aufgewachsen in den dreissiger Jahren des letzten Jahrtausends, in einem Haus dessen Garten aufgrund der Vorliebe seiner Mutter voller Farne war, samt Gewächshaus für die Arten, die mit dem englischen Wetter nicht zurande kamen, ist ihm die Liebe zu diesen Gewächsen geblieben. „Farne gefielen mir wegen ihrer Schnörkel, ihrer eingerollten Blattriebe, ihrer viktorianischen Erscheinung. … Doch auf einer tieferen Ebene erfüllten sie mich mit Staunen, weil sie so uralt waren.“ 350 Millionen Jahre alt sind diese fiedrigen kleinen Wunderwerke. Wer Sacks Bücher kennt, weiß, dass dieser Mann wunderbar schreiben und erzählen konnte. Und so begab ich mich auf eine Kopfreise nach Mexiko. Es war bereichernd. Sacks nimmt die LeserInnen mit auf seine ungewöhnliche Exkursion und teilt freigiebig seine, oft bezaubernden, faszinierend abschweifenden Gedanken. Man sollte Pflanzen, Kulturen, Menschen, Architektur und kleine philosophische Ausflüge mögen, um mit der Feinen New Yorker Farngesellschaft glücklich zu werden. Danach ist es durchaus möglich, die Welt mit einem besser geschulten Blick für die grazilen Kunstwerke der Natur zu betrachten. Sacks Faszination für Schachtelhalme teile ich übrigens seit meiner Kindheit und witzigerweise scheinen bei uns beiden Museen dafür verantwortlich zu sein. Bei mir war es das an den Zoopark angrenzende Düsseldorfer Museum (das gibt es wohl heute nicht mehr, zumindest habe ich nichts gefunden), das dank 50 Pfennig Eintritt oft und glücklich aufgesucht wurde, bei ihm das Londoner Natural History Museum. Andere Hausnummer, selbe Wirkung. 😉 Die Faszination Evolution ist überall in diesem Reisetagebuch zu finden und es ist eine außergewöhnliches Vergnügen, sich davon inspirieren zu lassen. Besonders, weil Oliver Sacks ein großartiger Erzähler ist. Übersetzt hat das Ganze Dirk van Gunsteren, daran mag die Leichtigkeit des Erzählten auch liegen.

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