Cubey
“Wild like a River” führt einen als Leser an eine zarte Liebesgeschichte heran. Wir lernen Haven und Jackson (kurz Jax) kennen. Haven stammt aus dem Wald. Ihr Vater ist Ranger und ist gemeinsam mit seiner Tochter nach dem Tod der Mutter in einen Nationalpark gezogen. Dort wuchs Haven auf, lernte den Wald und seine Bewohner zu lieben, hatte aber im Gegenzug dazu, kein typisches Highschool-Teenager-Leben. Auf der anderen Seite ist dort Jackson. Als Student hat er wohl das “Ich lebe ein normales Leben”-Game durchgespielt. Freunde, Beziehungen, Partys. Das alles und noch viel mehr. Als er und sein bester Freund Cayden und er sich dazu Entscheiden für ein paar Tage eine Wanderung durch den Nationalpark zu machen kommt eines zum anderen. Und als Jackson auf Haven trifft, prallen zwei Welten aufeinander. “Wild like a River” hat mich sehr berührt. Nicht zuletzt aufgrund der Charaktere. Haven ist eine unfassbar wunderbare Protagonistin, die ich mit großer Freude begleitet habe. Sie ist so frei von bösen Hintergedanken, dass ich mich beim Lesen das ein oder andere mal erwischt habe, wie ich mich selber gefragt habe, warum ich einige Sachen tue. Jackson als männliches Gegenstück passt da perfekt zu. Er ist von seiner eigenen Welt geblendet, weiß wie seine Welt funktioniert, geht aber nicht mit schlechten Vorurteilen an die Sachen ran. Er hört zu, er denkt nach und, das beste, er ist nicht der Stereotypische Badboy. Die Schauorte variieren. Der Anfang spielt in den Wäldern Kanadas, die wir abwechselnd aus der Sicht von Haven und Jax erleben dürfen. Dabei wird man mitten hinein geschleudert. Mit großer Liebe zum Detail werden die Tiere, die Umgebung und das Gefühl der Natur aufgefangen, umgewandelt und in Worte an den Leser wieder zurück gegeben. Als wir dann in die Stadt wechseln, ändert sich auch der Unterton des Buches. Während es in den Wäldern alles etwas entschleunigt wirkte, nimmt das Tempo in der Stadt zu. Haven wirkt überfordert, auch wenn sie es schaffen möchte, und als Leser überträgt sich diese Unruhe sehr gut auf einen. Die Geschichte der beiden kommt ohne große Dramen aus. Natürlich gibt es einen Hauptkonflikt, welcher auch von kleineren Nebenkonflikten begleitet wird, aber so wirklich ein Problem kommt nicht auf. Was, in meinen Augen, auch eine Schwäche des Buches war. Beide Charaktere sind Weltoffen und begegnen allem und jedem mit wachem Interesse. Dennoch kam aufgrund dieser Charaktereigenschaften keine wirkliche Spannung auf. Die Geschichte dümpelte von einer Szene zur nächsten und auch wenn es mir gefällt, dass die Charaktere so erwachsen reagieren und nicht direkt die Welt untergeht, nur weil man einmal nicht miteinander redet, muss ich gestehen, dass es dem Verlauf des Buches nicht so gut getan hat. Kann ich “Wild Like A River” dennoch empfehlen? Wer eine wunderschöne, zarte und liebevolle Geschichte lesen möchte, die für Zwischendurch definitiv geeignet ist und Charaktere auf den Plan bringt, die den Stereotypen einmal gehörig den Mittelfinger zeigen ist hiermit wirklich sehr gut bedient! Der erste Teil von Kira Mohns Kanada-Dilogie erhält von mir 8 von 10 möglichen Sterne!