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gaye

Posted on 4.1.2021

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich diese Rezension am besten anfangen kann. Mir macht sie Angst, einfach weil ich denke, dass ich niemals den Punkt treffen werde. „Lolita“ ist ein Klassiker, der damals weltweit ein Skandal ausgelöst hat, auch heute noch. Der Roman wurde sogar zweimal verfilmt. Doch vorab gesagt, dieses Buch handelt um Pädophilie, Kindesmissbrauch, krankhafte und verstörende Fantasien,... Deswegen warne ich alle Leser/-innen davor dieses Buch zu lesen, ohne sich damit auseinandergesetzt zu haben. Bitte schaut nach und seid euch im Klaren auf was ihr euch da einlässt. Das hat bei mir auch Zeit gebraucht und ich habe auch schon von vielen gehört, die das Buch abgebrochen haben - ist auch verständlich. Was mich an dem Buch überrascht und verstörter zurückgelassen hat, als ohnehin schon, war der Kontrast zwischen dem ekelerregenden Inhalt und dem Schreibstil, der so gut war! Ich fürchte mich davor, dies zu sagen, aber der Schreibstil war so verdammt gut und manchmal so poetisch, mit diesen französischen Zeilen, die auch vorkamen (Humbert Humbert, der Protagonistin - den ich nur verabscheuen kann- ist Franzose). Aber es wird noch fürchterlicher. Das ganze Buch, die ganze Geschichte wurde aus der Perspektive von Humbert Humbert geschrieben und was kann ich denn dazu noch sagen, außer, dass mich das selbstverständlich noch mehr verstört hat. H. Humbert redet von seinen kranken Fantasien immer so, als wäre es total verständlich, dass er sich mit seinen vierzig Jahren in ein Kind verliebt. Da wird mir wirklich schlecht. Ich werde nicht sagen, ob mir dieser Roman gefallen hat, oder eben nicht, denn so einfach ist das alles nicht. Glaubt mir. Ich werde es niemandem empfehlen, denn dafür ist die Verantwortung zu groß, aber ich werde auch nicht sagen, dass ich bereue dieses Buch gelesen zu haben. Ich möchte aber mit Sicherheit mehr von Nabokov lesen, denn ich möchte ihn nicht nur mit diesem Buch verbinden müssen. Er hat auch tolle Zitate, die mir schon weit vor „Lolita“ gefallen hatten. Aber „Lolita“ -da kommt bei mir wieder dieser Ekel hoch, ich fühle mich so unwohl, wenn ich darüber nachdenke- ist wirklich eine knallharte Kost. Dieses Buch spielt mit der Psyche eines Menschen, bringt sie weit über ihre Grenzen hinaus und man will nicht mehr lesen. Man will einfach nicht mehr lesen, aber man tut es. Ich finde wirklich keine Worte dafür, aber dieses Buch hat seine Spuren bei mir hinterlassen und ich werde es niemals vergessen. Bewerten möchte ich es auch nicht, ganz einfach, weil ich mich dabei unwohl fühle. Dieser Roman ist ein Klassiker zu recht, und ich habe es auch aus der Hand geworfen. Jap, wortwörtlich geworfen. Aber gleichzeitig kann man aus dem Roman lernen, wie unsicher die Welt auch schon damals war und wie leicht -wie leicht- die Bösen drumherum kommen. Das ist beängstigend und so realitätsnah. Ich möchte euch trotzdem nochmal warnen, denn ich stelle „Lolita“ und es liegt in meiner Verantwortung euch grob zu zeigen, was auf euch zukommt. Danke fürs Lesen.

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