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Sarah Jørgensen

Posted on 4.1.2021

Und da ist er, ein "Corona-Roman", oder gibt es schon eine eigene "CoRoman"-Gattung? "Als die Welt stehen blieb" aus dem btb Verlag, übersetzt von Ursel Allenstein, ist die persönliche Erzählung der norwegischen Bestsellerautorin Maja Lunde, in der sie über ihre ganz eigenen Erfahrungen während des Lockdowns im März 2020 berichtet. Nach all ihren dystopischen Romanen scheint sie selbst in einem angekommen zu sein. Homeschooling, Home Office, ein Leben zu fünft - rund um die Uhr, wie auf einer kleinen Insel ohne Boot. Szenerien und Gedankenfetzen prägen das Buch, das voller Unaufgeregtheit unsere alltäglichen Banalitäten und Gefühle während des Lockdowns behandelt, weshalb ich lange überlegen musste, weshalb es dennoch zu meinen Highlights zählt. Es ist die Menschlichtkeit. Die Anerkennung und Berechtigung der Gefühle, die uns allen während der Pandemie begegnen: Frust, Angst, Wut, Verzweiflung, Aufgabe, Verständnislosigkeit, aufkeimende und kurz darauf wieder zerstörte Hoffnung. Es ist der Realismus, in dem ich mich und die Menschen aus meinem Umfeld wiederfinden konnte. Maja Lunde ist eine großartige Romanschreiberin, weshalb ich manchmal vergaß, dass es sich um keine Fiktion handelt und auch ich in der beschriebenen Welt lebe. Wie in ihren anderen Büchern widmet sie sich hier einem von Menschen geschaffenen Horrorszenario, das einen ängstigt und dennoch mit zarter Hoffnung aus dem Buch entlässt.

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