Buchdoktor
Mia Krüger hat mit der Welt abgeschlossen. Ein paar friedliche Tage am Meer und dann will sie sich das Leben nehmen. Doch Holger Munch, in dessen Ermittlungsteam Mia früher gearbeitet hat, braucht seine Kollegin dringend in einem beunruhigenden Fall. Ein kleines Mädchen wurde wie eine Puppe gekleidet tot aufgefunden. Niemand hat einen so klaren Blick auf Tatumstände und "Handschrift" eines Täters wie Mia. Holger selbst ist als Mathe- und Schach-Nerd eine interessante Person, international vernetzt mit Gleichgesinnten, die kryptische Rätsel lieben. Auch Holger zogen damals die Ereignisse mit hinab, die Mia aus der Bahn warfen. Für den aktuellen Fall wurde bereits eine Sondereinheit gebildet. Geld spielt keine Rolle und Holger stellt auf dem kleinen Dienstweg eigens einen Hacker ein, um den Ermittlern an der Bürokratie vorbei direkten Zugang zu Daten zu schaffen. Mia erkennt - wie erwartet - sofort das Tatmuster eines Serientäters, was den Mädchenmord noch brisanter macht. Je weiter die Ermittler vordringen, umso feiner verwoben zeigt sich ihr Fall mit anderen Ereignissen und umso tiefer verstricken sie sich persönlich darin. Zahlreiche – fein gezeichnete – Figuren treten nach und nach auf. Darunter eine christliche Gemeinschaft, die sich in die norwegischen Wälder zurückgezogen hat, Erwachsene, die Kinder geblieben sind, das Personal eines Altenheims, Kinder, um die sich niemand kümmert und die deshalb nicht vermisst werden, und schließlich ein Trüppchen Crossdresser. Obwohl ich mich hier mit großer Skepsis auf die Thematik Gewalttaten an Kindern eingelassen habe, mochte ich Samuel Bjørks Figuren sofort, besonders Tobias und den Hacker Gabriel. Äußerst spannend fand ich das Rätseln darüber, ob die Teammitglieder so handeln würden, wie ich aufgrund von Andeutungen vermutete, oder sich vielleicht völlig anders als erwartet entwickeln könnten. "Engelskalt" ist der Auftaktband einer geplanten Trilogie mit Mia Krüger und Holger Munch – ein Buch, das mich berührt und gefesselt hat.