Susanne Matiaschek
“Wir haben alles falsch gemacht ” hat mich alleine schon durch das Cover angesprochen. Anders, skurril und einfach interessant. Die Autorin hat definitiv einen ziemlich interessanten Schreibstil, der mich komplett an die Seiten gefesselt hat. Sie schreibt vulgär und in dieser Hinsicht wird definitiv kein Blatt vor den Mund genommen, was mitunter die skurrilsten Situationen entstehen lässt. Aber das passt hier einfach in jeder Hinsicht. Denn diese Story ist alles andere als perfekt, voller unperfekter Menschen, die das Leben so hergibt und die zeigen, dass sie einfach sind, was sie sind. Ohne großartige Vorreden. Es ist einfach so. So nach dem Motto: Komm damit klar oder lass es sein. Sie alle haben etwas gemeinsam, sie suchen etwas, ohne zu wissen ,was genau es ist. Auf Abe wird der meiste Fokus gerichtet. Daher erfahren wir auch seine Perspektive. Unterstützt wird das Ganze durch eine sehr drückende und beklemmende Atmosphäre, was einfach verdammt gut passt. Abe hat ein Schicksalsschlag hinter sich und der ganze traurige Hintergrund, wird hier nach und nach offenbart. Es ist tragend und einfach das Leben. Abe versucht irgendwie damit klarzukommen. Was ihm mehr schlecht, als recht gelingt. Ich mag Abe. Er will nicht auffallen, nicht anecken. Einfach unsichtbar für seine Mitmenschen bleiben ,aber da hat er die Rechnung ohne seinen Kumpel Horace gemacht. Und obwohl Horace eher eine Nebenfigur ist, so erblüht die Handlung gerade durch seine Anwesenheit. Und wie sie das tut. Horace ist das komplette Gegenteil von Abe. Laut, vulgär, provokant und irgendwo in den Jahren steckengeblieben. Zwischen den beiden entwickeln sich nicht nur eine Menge Reibereien. Ohne es zu merken, stützen sie sich gegenseitig. Horace ist zwar zügellos, aber auch verflucht einsam. Immer auf der Suche nach mehr Leben. Immer vorwärts gehen, niemals zum stehen kommen. Das hat etwas sehr gehetztes ansich. Und zwischendrin merkt man einfach, dass er auch eine Menge Feingefühl besitzt. Eine Geste Abe gegenüber, die einfach großartig und überaus wertvoll ist. Abe wiederum stützt Horace. Die Handlung ist eigentlich nichts besonderes und ja, es passiert nicht großartig etwas. Und trotzdem ist sie unglaublich fesselnd und bringt eine Menge an Spaß ein. Denn es zeigt einfach, dass du vielleicht das Leben manchmal nicht so ernst nehmen solltest. Manchmal ist ausbrechen und Spaß haben, das einzige was dir bleibt. Manchmal musst du einfach dein eigenes Leben reflektieren. Was und wer bin ich? Was macht das Leben für mich aus? Was habe ich für mich selbst erreicht ? Ich fand diesen skurrilen und verrückten Roadtrip überaus toll, aber auch sehr beklemmend. Flugs waren die Seiten an mir vorbeigerauscht, ohne das ich es überhaupt realisiert habe. Bei diesem skurrilen und überdrehten Schein, steckt sehr viel Traurigkeit und Einsamkeit verborgen, was verdammt geschickt überspielt wird. Dabei kommt die Autorin auf Themen wie beispielsweise Depressionen, Trauer und Verlust zu sprechen und das gerade Depressionen oft nicht ernst genommen werden und man plötzlich überrascht ist, was für eine gequälte und verlorene Seele Abe ist. Ich hab die Momente unglaublich genossen und einfach aufgesogen. Umso überraschter war ich, dass plötzlich Schluss war. Das war etwas plötzlich und abrupt. Obwohl diese Story rund abschließt, hat mir doch noch etwas gefehlt. Insgesamt ein zwar skurriler, aber auch sehr berührender Roman über Freundschaft und die Reflektion des eigenen Lebens, das auch nachdenklich stimmt. In jeder Hinsicht. Fazit: “Wir haben alles falsch gemacht ” ist eine sehr skurrile ,aber auch traurige Geschichte über die Wege des Lebens, die jeder irgendwann beschreitet. Ein verrückter Roadtrip, der für zwei Seelen gleichermaßen heilsam und wichtig ist. Denn trotz vulgärer Ausdrucksweise ist es enorm tiefsinnig, amüsant und emotional zugleich. Ein perfektes Buch für zwischendurch, das nicht besonders viel Anspruch ausmacht, aber vielleicht deswegen auch so viel Spaß bereitet.