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mrstrikehardt

Posted on 30.12.2020

Einer meiner wenigen Ausflüge ins Krimi-Genre muss ich gestehen, wobei die Aufzeichnungen mehr als nur einen spannenden Plot beinhalten. Der Protagonist Byongsu Kim reflektiert, was es bedeutet ein Mensch bzw. eine Person zu sein. Eben jener, der eine Vergangenheit wie eine Zukunft hat, verbunden durch die Gegenwart. Klingt banal, ist es aber in der Praxis nicht. Denn das Zukunftsbewusstsein wird ihm durch die Demenz genommen und allmählich auch die Erinnerungen. Was bleibt ist ein Durcheinander, ein Chaos im Kopf. Das Vorhaben mit Demenz einen Mord zu planen und auszuführen, erweist sich als besonders schwierig. Hier zeigt sich auch der wunderbare (schwarze) Humor des Autors. Denn Byongsu Kim stellt das Morden prinzipiell nicht in Frage. Für ihn gehört es zum Menschsein dazu, ist ihm angeboren. Die Aufzeichnungen funktionieren hervorragend - in dem Sinne, dass wir den Irrungen von Byongsu Kim folgen und ebenfalls irren, wobei klar ist, dass Byongsu Kim sich irren und Fehler machen muss. Als Kontrapunkt hätte daher eine weitere Perspektive gewiss die Spannung erhöht. Was ein wenig verstört, ist dass in Korea Mord anscheinend verjährt. Vielen Dank an die Übersetzerin, an den cass verlag - auch für das wunderbare Cover (bei Krimis sind die in der Regel eher abschreckend).

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