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Anna

Posted on 30.12.2020

Meine Meinung: Hach ja, denkt man an Schullektüren, so hat man wohl meist leider eher enttäuschende Erfahrungen im Gedächtnis. Auch mir geht es mit vergangenen Lektüren ähnlich und doch war ich mir sicher, dass es mit dieser anders werden würde. Bereits vor einigen Jahren hatte ich das Buch auf Deutsch einmal angefangen, dann jedoch bei ca. 1/3 für einen Thriller zur Seite gelegt und nie weitergelesen. An viel erinnert hatte ich mich nicht mehr, dennoch ging ich davon aus, es würde mir gut gefallen, wenn ich es wieder- und diesmal ganz- lesen würde. Leider sollten meine Hoffnung allerdings nicht erfüllt werden. Die zu Grunde liegende Thematik finde ich sehr interessant und sie bietet genügend Spielraum für ein wirklich tiefgründiges Buch, das lehrreich ist und dabei zum Nachdenken anregt. Die Umsetzung hingegen verpasst in meinen Augen hierbei einige Chancen, um genau dies geschehen zu lassen. So liest man die Geschichte aus den Augen der kleinen Scout, die gerade erst mit der Schule beginnt und ein noch naives Weltbild besitzt, das sich im Laufe der Geschichte noch verändern soll. An sich eine gute Entscheidung, da es noch deutlicher aufzeigt, was eigentlich wirklich geschieht und wie das Mädchen langsam lernt beziehungsweise lernen muss, erwachsener zu sein und zu denken, jedoch geht dadurch einiges an Tiefe verloren, die das Buch vertragen könnte. So haben wir zwar stellenweise sehr weise Aussagen und Lehren, die wir von Atticus, dem Vater, beziehen können, jedoch sind diese eher kurz und schnell wieder abgehandelt. Dadurch bekam man die Problematiken zwar aus Scouts Sicht mit, doch wurden sie mir durch ihre Sicht auf die Dinge nicht ergreifend und in ihrer Wirkung nicht stark genug. Dazu kommt leider ein sehr zäher Plot. So geschieht gerade in der ersten Hälfte so gut wie nichts. Wir lernen Charaktere kennen und verbringe mit ihnen einige Tage aus ihrem Alltag, wobei wir unterschwellig an die Themen Rassismus und die allgemeinen Zustände zu Zeiten der Great Depression herangeführt werden, ohne dabei auch nur einen Funken Spannung zu erzeugen. An keiner Stelle hatte ich das Gefühl nun wirklich weiterlesen zu wollen, da schlichtweg kein Interesse am Verlauf bei mir aufkommen konnte. Einzig und alleine der Schreibstil war wirklich angenehm und das Englisch ziemlich gut verständlich, ohne zu einfach zu sein, obwohl die Protagonisten noch so jung waren. Außerdem gab es einige Weisheiten, die man sich zumindest im Hinterkopf behalten kann/sollte. Fazit: Schade. Ich hatte mir sehr viel versprochen, doch leider war die Umsetzung der Geschichte eher mau. Trotzdem ganz in Ordnung, um mit einem fiktionalen Werk mehr über echte Zeitgeschehnisse zu erfahren. Das Buch bekommt von mir 2/5 Sterne.

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