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Buchdoktor

Posted on 28.12.2020

Der Schwimmer zieht seine Bahnen in einem Schwimmbad in Langley, Virginia. Es ist ein beruflich kaltgestellter Geheimdienstmitarbeiter, dem seine Vorgesetzten keinen weiteren Einsatz mehr in den Konfliktgebieten dieser Welt zutrauen. Der Mann war vor Jahrzehnten im Nahen Osten eingesetzt; nun ist es Zeit für eine persönliche und berufliche Bilanz. Er müsste sich eingestehen, dass die Waffen, die die USA und die Westmächte damals in Krisengebiete lieferten, heute auf die eigenen Soldaten gerichtet sein könnten. Hat es sich gelohnt, nie Fuß zu fassen, sich niemals zu binden, mit jedem Einsatz wieder die Identität zu wechseln? Zur Dienstzeit des „Schwimmers“ in Damaskus überlebte allein ein Baby einem Bombenanschlag. Erinnerungen an das Ereignis lassen den Mann nicht los. In Schweden bereitet sich der ehemalige Elitesoldat Mahmoud Shammosh auf eine akademische Karriere vor. Auch er hat einen Einsatz in einem Krisengebiet hinter sich, er diente während des Kriegs in Afghanistan dem Westen mit seinen Arabisch-Kenntnissen. Mahmoud wird offenbar von seiner Vergangenheit eingeholt und wendet sich um Hilfe an Klara Walldéen, eine EU-Politikerin mit persönlichen Bindungen an Mahmoud. Auf mehreren Zeitebenen und an verschiedenen Schauplätzen nimmt Joakim Zander Handlungsfäden auf, deren raffinierte Verknüpfung erst noch die privaten und beruflichen Beziehungen zwischen seinen Figuren zeigen wird. Die Lösung der Verwicklungen ist zwar schon bald voraussehbar, entscheidend in Zanders Agententhriller ist die Wirkung, die er mit Stimmungen zu bewirken vermag. Seine Geschichte, die in der Weihnachtszeit endet und deshalb gut in die Wintermonate passt, hat mich mit ihrer glasklaren Sprache gefesselt, aber auch mit der Melancholie, die die Lebensbilanzen seiner Figuren umgibt.

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