daniliest
Candice Fox entführt mit ihrem neuen Thriller „Dark“ tief in die Unterwelt, in der Kriminalität, Korruption, und Gangs fest etabliert sind. Die Umgangssprache ist dementsprechend gespickt mit derben Ausdrücken. Normalerweise bin ich kein Freund vom Gebrauch von Schimpfwörtern. Bei diesem Buch fand ich es allerdings passend. Es wirkt hier weniger wie Gossensprache, sondern gab dem Thriller sogar ein wenig Humor, da einige Bezeichnungen, die sich die Charaktere an den Kopf werfen, sehr kreativ sind. „Dark“ hat keine Kapitel im herkömmlichen Sinne sonder wechselt zwischen den Protagonistinnen Jessica, Blair sowie einem Briefwechsel von Dayly und dem Gefängnisinsassen John hin und her. Jessica ist eine Polizistin, die in ihrer Karriere nicht wirklich weiterkommt, da sie mit extremen Diskriminierungen hinsichtlich ihrem Geschlecht und ihrer mexikanischen Herkunft zu kämpfen hat. Die verbale und körperliche Gewalt, mit der ihr ihre männlichen Kollegen begegnen, fand ich extrem abstoßend. Ich bin froh, dass es in Deutschland ein Anti-Diskriminierungsgesetz gibt. Zunächst hatte ich also Mitleid mit Jessica. Diese Sympathiepunkte hat sie allerdings ziemlich schnell verspielt, als sie auf Blair trifft. Obwohl Jessica Zweifel hat, bei Blairs Verhaftung einen Fehler gemacht zu haben, tritt sie ihr gegenüber sehr respektlos und voller Ablehnung auf. Um dieses Verhalten weiter zu untermauern hat sich die Übersetzerin entschieden, dass Jessica Blair mit „du“ anspricht, während diese im umgekehrten Fall gesiezt wird. Blair war eine angesehene Ärztin, bis ein Zwischenfall mit ihren Nachbarn und ein zehnjähriger Gefängnisaufenthalt dem ein Ende setzte. Nun ist sie wieder auf freiem Fuß und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Als jedoch ihre Zellennachbarin Sneak auftaucht und sie bittet, bei der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter Dayly zu helfen, lässt Blair sich in kriminelle Handlungen verstricken. Eine wilde Jagd beginnt. Gespickt mit Schusswechseln, Autofahrten mit überhöhter Geschwindigkeit und allerlei zwielichtigen Gestalten wird die Suche nach Dayly zu einer kurzweiligen Angelegenheit. Dayly selbst kommt nur in Briefen zu Wort, die sie an ihren vermeintlichen Vater, der in einer Todeszelle sitzt, schreibt. Sie soll 20 Jahre alt sein, von der naiven Art, in der die Briefe verfasst sind, könnte man sie allerdings auf 14 schätzen. Vom Klappentext her hatte ich mir vorgestellt, dass es sich hier um ein ungleiches Gespann von Frauen handelt, die sich zu einem Team zusammenschließen. Tatsächlich kann hier allerdings niemand den anderen besonders gut leiden. Generell überzeugen die Charaktere weniger durch Sympathie sondern durch Originalität. „Dark“ hebt sich von anderen Büchern des Genres dadurch ab, dass es nicht die typische Ermittler – Verbrecher – Katz und Maus Geschichte ist, sondern dass der Fokus überwiegend im kriminellen Milieu angesiedelt wurde. Auch die Polizisten haben mit Dienstvorschriften nicht viel am Hut und schaffen sich ihre eigenen Regeln. Sollte dies der Auftakt einer neuen Reihe werden, würde ich mich auf jeden Fall sehr freuen, falls Jessica und Blair ein weiteres Mal aufeinander treffen sollten. Vielleicht werden aus den beiden doch noch Freundinnen.