Maya Rottenmeier
3,5 Sterne Können Gefühle Gift sein? Was passiert: Jeanne trifft den Mann wieder, mit dem sie vor Jahren einen unvergesslichen One-Night-Stand erlebt. Bis heute spukt ihr dieser im Kopf herum und der Mann hat Lust, weiter mit ihr zu spielen, doch nach seinen Regeln. Hat Jeanne ihm etwas entgegenzusetzen? Spezielle Figuren: Jeanne Monnet ist 26 Jahre alt und Anwältin. Sie hat Luc nie vergessen, mit dem sie vor vier Jahren ihr erotischstet Erlebnis hatte. Jeanne ist pflichtbewusst und mag ihren Job. Sie wirkt aufgeräumt und etwas naiv. Luc Bronnard ist 33 Jahre alt und Mitinhaber einer Kanzlei in Paris. Er kämpft mit einem Dämon aus seiner Vergangenheit, ist schroff, reagiert oft kaltherzig und unnahbar. Beide Figuren verändern sich, wobei Luc die stärkste Entwicklung durchlebt. Ich kann die Protagonisten nicht greifen, da mich zu viel Distanz davon abhält. So komme ich keinem von ihnen nahe. Am allerwenigsten Jeanne, da sie obendrein oft widersprüchlich zu ihrer Gedankenwelt agiert. Im ersten Drittel reduzieren sich die Protagonisten ausschließlich auf die körperlichen Genüsse und bleiben dabei eindimensional und blass. Es ist eine Kunst, erotische Geschichten zu schreiben: Mit diesem Buch halte ich definitiv etwas Heißes über die Weihnachtsfeiertage in Händen. Der Schreibstil ist weitestgehend flüssig zu lesen und beschert mir Kopfkino, leider viel zu häufig in monochrom. An wenigen Stellen schleicht sich Humor in die Seiten. Davon hätte ich gerne mehr gelesen. Das Buch unterhält mich durchweg, aber die Stärke der Rahmenhandlung liegt eindeutig im letzten Drittel. Die Story enthält jede Menge sinnliche explizite Szenen, wie ich sie liebe. Es prickelt und knistert heftig in den Zeilen und die Verhütung wird geschickt eingebaut. Der berufliche Aspekt in der Geschichte ist gelungen und toll umgesetzt. Die abwechselnden Ich-Perspektiven im Präsens passen prima zur Story. Das Buch verfügt über Schwächen: Leider gibt es zu viele Schreibfehler, einige Wörter sind in Sätzen doppelt vorhanden und fehlen an anderer Stelle gänzlich. Die Dauer der Kapitel ist mir oft zu kurz. Ich verbringe gerne mehr Zeit mit einer Figur. Die Wortwahl ist immer wieder distinguiert, was für mich okay ist, doch dann wird ein gewisses Wort als Teil-Bezeichnung des weiblichen Genitals benutzt, was für mich ungeheuer abturnend ist und überhaupt nicht zum Rest der Sprache des Buches passt. Die kursive Schrift der Rückblenden strengt mich an. Hier hätten mir knappe Erinnerungen der Figuren im Jetzt gereicht. So spannend liest es sich nicht, dass ich es auf Etappen eingefügt konsumieren muss. Stattdessen wünsche ich mir das Ende besser ausgebaut, das sehr abrupt kommt. Dabei fühle ich mich um einiges betrogen. Mein Fazit: „Paris Affair: Not the Boss of my dreams“ ist ein hocherotischer Roman, bei dem eine Rahmenhandlung drumherumgebaut ist, der es im ersten Drittel an Substanz und Ausarbeitung fehlt. Zwischen Jeanne und Luc brennt die Luft und ich werde mit unzähligen fantasievollen intimen Augenblicken verwöhnt und gegen Ende rutscht richtig Spannung in die Seiten. Das Buch selbst zieht mich rasch durch seinen Inhalt und so habe ich es in wenigen Stunden ausgelesen. Die Figuren bleiben mir insgesamt zu blass und weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Da wäre einiges mehr drin, als dieses ständige Hin- und Her-Geplänkel. Ich vermisse das Farbenspiel beim Kopfkino, denn das präsentiert sich mir zu häufig nur eintönig. Perron hat zu oft die farbigen Pinselstriche in ihren Worten vergessen und gibt stattdessen Distanz den Vorrang. „Paris Affair: Not the Boss of my dreams“ lässt mich zwiegespalten zurück. Das Buch hat potential und ist verdammt heiß zu verschlingen. Trotz der angesprochenen Schwächen habe ich kaum Längen beim Lesen zu verbuchen und so vergebe ich 3,5 erotische Sterne von 5 und eine unbedingte Leseempfehlung für alle Erotikliebhaber. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.