SternchenBlau
Heldin der Shaolin-Kampftechnik mit Besenstiel und Staubsauger Es gibt ein untrügliches Zeichen, mit den man miese Menschen erkennt: Wenn sie Putzkräfte mies behandeln. Ich persönlich finde, sie verdienten besonderen Respekt. Umso mehr hat mich daher gefreut, wie Sabine Kunz diesen Berufszweig mit einer wundervollen Idee ehrt. Denn ihre „Saubermacherinnen“ sind Top-Spioninnen und kämpfen mit der weltweit operierenden Agentur „PSA“, der Putzfrauen Spy Agency, für das Gute in der Welt. („Ausnahme von Mikronesien. Dort putzen sie ihre Häuser selber.“) Und dabei rächen sie sich nebenbei, wie Protagonistin Millie auch gerne mal an denen, die sie nicht gut behandeln. „»Ja, Frau Millie – schauen Sie mal. Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen?« Die Gattin steht wie eine Domina mit dem Maßband vor dem Hemdenstapel und zeigt auf den letzten, den ich zum Rand geschoben hatte. »Fünf Zentimeter Abstand zu jeder Seite! Wann werden Sie das endlich kapieren?« »Oooh«, sage ich, »fünf Zentimeter?«, als wäre dies eine Offenbarung für mich. »Ich denken, es sein dreieinhalb. Tschuldigung.« Ich nicke eifrig und beschließe, heute wieder einmal das Küchengeschirr mit dem Klofetzen zu polieren.“ Besonders geehrte werden so auch Frauen mit Migrationshintergrund, die als gewitzte und mutige Heldinnen im Zentrum stehen Allen voran Millie. Sie ist so schlau und mutig, dass es wirklich Spaß macht, sie beim Lesen zu begleiten. Kunz spielt geschickt mit den Klischees und weist weit darüber hinaus, wenn die makellos deutsch sprechenden Frauen Radebrechen üben, weil sie so nicht für ganz ernst genommen werden und daher besser spionieren können. Weitgehend würde ich das Buch auch als „Cosy Crime“ bezeichnen. Meist ist mir dieses Genre zu seicht, hier aber nicht, weil Kunz eben auch die großen Themen Politik und Manipulation mit aufmacht. Und auch die enthaltende Liebesgeschichte machte mir richtig Spaß. Die ernsten Aspekte kamen dann etwas überraschend, daher möchte ich hier mit einer Content Note warnen. Auch, wenn nicht sehr explizit beschrieben wird, sind die Themen doch wichtig für die Geschichte und daher auch sehr emotional. CN / Content Note: Trauma, Folter, Androhung von sexueller Gewalt Ich finde sogar, dass Kunz diese Themen sehr gut einfügt. Sie macht die Frauen der PSA nämlich erst recht zu Menschen, die alle ihre eigene Geschichte haben. Zugegeben: Der Fall selbst ist satirisch überzogen und es gibt jetzt keine tief schürfende Auseinandersetzung mit den Hintergründen. eht jetzt nicht in die Tiefe und ich durfte ihn nicht immer mit völlig realistischem Blick betrachten. An einer Stelle fand ich es etwas schade, dass Millie da nicht schneller misstrauisch wurde. Und doch fand ich es herrlich, wie Millies bei Shaolin-Kampftechnik mit Besenstiel und Staubsauger zu begleiten. Fazit Sehr witzig und dazu eine Verbeugung vor dem Berufszweig der Reinigungskräfte. Bitte Content Note beachten. Den witzig-charmanten Krimi empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4,5 von 5 Sternen.