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Buchdoktor

Posted on 25.12.2020

An Bord der "Lady Ida" schlackert die Arbeitskleidung wie ein riesiger Sack um Miles Körper. Nach dem Tod von Onkel Nick muss nun ein anderer Mann das Boot während der Tauchgänge nach Abalone-Muscheln auf Kurs halten und den erschöpften Tauchern bei ihrer Rückkehr vom Tauchen wieder an Bord helfen. Seit der älteste Sohn Joe sich mit der Familie überworfen hat, schuftet Miles auf dem Boot wie ein Erwachsener, obwohl die Arbeit für den mittleren der drei Curren-Brüder deutlich zu schwer ist. Ob sein Sohn die Schule versäumt, ist dem alten Curren gleichgültig. Curren hat Schulden und müsste in der Fischfabrik arbeiten, falls er den Unterhalt seines Bootes nicht mehr finanzieren kann. Harry, der jüngste Bruder, wird notgedrungen geschont, da ihm an Bord eines Schiffes sofort schlecht wird. Joe hat im Streit um das Haus, das sein Großvater bewusst seinem ältesten Enkel vermacht hat, mit der Familie und dem gewalttätigen Vater gebrochen. Mit seinem eigenen Boot will Joe nur noch fort aus Tasmanien. Ihm ist bewusst, dass die Arbeit an Bord und die Sorgen um den sensiblen Harry nun allein auf Miles lasten werden. Miles würde gern Tischler wie der Großvater werden, doch welches Leben Miles sich erträumt, steht in der prekären Situation der mutterlosen Familie nicht zur Debatte. Würde der mittlere Sohn fortgehen wie Joe, müsste Harry mit dem jähzornigen Vater allein bleiben. Zutiefst deprimierend wird allmählich deutlich, dass kein Familienmitglied es dem alten Curren recht machen kann, auch Miles nicht, wenn er eines Tages seinem Vater körperlich gewachsen sein wird. Von den drei Brüdern erfährt allein Harry - außerhalb seiner Familie - geringe Zuwendung. Die Untiefen in den Beziehungen dieser mutterlosen Familie skizziert Favel Parrett in knappen Worten. Mit den bedrückenden Passagen ihres Romans versöhnen stimmungsvolle Naturbeschreibungen und der glaubwürdige Ton, der die Situation der beiden jüngeren Brüder beschreibt. Parrett zeigt das Meer von seinen gegensätzlichen Seiten; als tödliche Gefahr, der der Vater sich bei jedem Tauchgang aussetzt, und als Quelle unbegrenzten Vergnügens, wenn Joe und Miles unbeschwert gemeinsam surfen. Harry wird derweil auf der Suche nach einem Hai-Ei den Strand entlang geschickt; denn sowie er sich auf ein Surfbrett schwingen würde, würde ihm sofort schlecht!

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