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sursulapitschi

Posted on 24.12.2020

Bei diesem Buch war ich mir sicher, ein Highlight zu erwischen. „Die Frau, die liebte“ fand ich großartig. Jetzt frage ich mich, wie es denn sein kann, dass eine Autorin zwei so unterschiedliche Werke abliefert. »Ein großartiges Porträt Frankreichs zur Zeit des Sonnenkönigs in all seiner Pracht und in all seinen Schwächen.« ›Times Literary Supplement‹ Das kann man vielleicht noch in diesem Buch finden. Die Atmosphäre und das Ambiente sind schön eingefangen und zeigen ein barockes Paris in Hunger, Schmutz und Armut, während der König sich amüsiert, Dekadenz kultiviert und dabei Köpfe rollen lässt. Die Geschichte der Buchbinderfamilie Larcher, die den Leser in diese Welt ziehen soll, lässt dagegen zu wünschen übrig. Angelehnt an einen realen Gerichtsfall wird hier ein Familiendrama präsentiert, das vielleicht ein schönes Beispiel ist, königliche Willkür zu veranschaulichen, ansonsten aber eher an Historientrash gemahnt. Da entwickelt sich ein Liebesdrama, das sämtlichen Protagonisten aufs Hirn zu schlagen scheint, anders kann man die ein oder andere Wendung nicht verstehen. Mit ordentlich Pathos versehen entwickelt sich das Geschehen zunehmend dramatisch bis an die Grenze zur Lächerlichkeit. Das Ganze ist eingebettet in ein buntes Potpourri von zeithistorischen Begebenheiten und Details und zeugt von umfangreicher Recherche, nur ist die Dramaturgie des Ganzen eher unglücklich gelöst. Eigentlich schnuppert man an vielen interessanten Geschichten, die dann liegen bleiben und nicht weitererzählt werden. Eine Flut an Figuren und Namen werden detailverliebt eingeführt und stellen sich dann doch als nebensächlich heraus. Als Leser verliert man dabei bald den Elan, die Geduld und auch die Übersicht. Von diesem Buch hatte ich mir viel versprochen, es hat mich aber erst gelangweilt und dann geärgert. Das ist kein großer Wurf.

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