bibliomarie
Wie schon bei der Harry Potter Reihe wird auch bei J.K. Rowlings Cormoran Strike Krimis, die sie unter dem Namen Robert Galbraith veröffentlicht, jeder Band umfangreicher. Bei Band 5, „Böses Blut“ sind es nun schon knapp 1200 Seiten. Viel für einen Kriminalroman, aber nicht viel, wenn man die Neigung der Autorin berücksichtigt, sich in ausführlichen Abschweifungen zu verlieren. Durch einige spektakuläre Erfolge läuft Strikes Detektivbüro, er kann es sich nun auch erlauben Fälle anzunehmen, deren Erfolg zweifelhaft scheint und bei denen Aufwand und Einsatz wohl in keinem Verhältnis zum Erlös stehen wird. Deshalb nimmt er sich auch eines alten Falls an. Eine junge Frau bittet Strike, das Verschwinden ihrer Mutter aufzuklären. 40 Jahre ist das nun her, sie selbst war noch ein Kleinkind ohne Erinnerungen daran. Damals wurde das Verschwinden schnell einem Serienmörder angelastet, der kurz danach gefasst wurde. Zwar hat er die Tat nie zugegeben, aber auch nie explizit geleugnet. Die Ermittlungen haben den Beamten bis zum psychischen Zusammenbruch geführt und seine Unterlagen sind ein Ausdruck dieser Krise. Danach versandeten die Ermittlungen. Neben diesem Cold Case beschäftigen Strike auch andere, private Probleme. Seine Tante, bei der er aufwuchs, liegt im Sterben. Der Krebs hat das Endstadium erreicht und er pendelt ständig nach Cornwall um an ihrer Seite zu sein. Sein berühmter Vater, der Rocksänger, will partout jetzt eine Annäherung und Aussöhnung erreichen, nach Jahren der Ablehnung und Ignoranz, wahrscheinlich weil Cormoran jetzt berühmt genug ist, um sich mit ihm zu schmücken. Und da ist ja noch diese Beziehung, besser Nicht-Beziehung zu Partnerin Robin. Beide wissen um ihre Gefühle, aber zulassen wollen sie sie nicht. Beide sind in Gefühlsdingen gebrannte Kinder. Aber tatsächlich gibt es nach 1200 Seiten einen Fortschritt. Sie setzen ans Ende ihre Nachrichten jetzt ein x, das Zeichen für ein Küsschen. Es wird noch viele tausend Seiten brauchen, bis der geneigte Leser da ein Happy End erleben darf. Wenn man sich auf diesen Wälzer einlässt, wird schnell klar, dass auch in den weitesten Abschweifungen ein Hinweis oder Begebenheit versteckt ist, die letztendlich zur Lösung beitragen wird. Schon allein für dieses komplizierte Handlungsstrickwerk, das sich nie verheddert, verdient die Autorin Respekt. Ich finde Cormoran Strike ein wenig als Nachfahren der großen Detektive Marlowe und Spade. Immer dem eigenen Anspruch verpflichtet und von der Suche nach der Wahrheit getrieben. Dafür ist er bereit alles zu geben. Auch dieser Band gefiel mir, auch wenn die vielen Ausschmückungen und Abschweifungen viel Geduld und Sitzfleisch erfordern. Aber sie sind Rowlings Markenzeichen und sie will in ihren Krimis immer auch Einblick ins britische Seelenleben geben und das braucht nun mal Platz. 3,5 Sterne würde ich gern vergeben.