Bibliaphilia
Den letzten Band von Julie Kagawas Schattenreihe habe ich etwas zwiegespalten begonnen – Einerseits voller Neugier, andererseits war ich noch nicht bereit dazu, mich auch nicht nur von einem der vielen Charaktere verabschieden zu müssen, die mir im Laufe des fantastischen Abenteuers immer mehr ans Herz gewachsen sind. Dass die gemeinsame Reise zu Ende geht und ein Kampf bevorsteht, der viele Opfer kosten wird, ist auch den Charakteren schmerzlich bewusst und diese düstere Stimmung ist ein entscheidendes Element des dritten und letzten Bandes. Die Entscheidungen der Freunde stehen ganz im Zeichen davon, die letzte gemeinsame Zeit zu nutzen, Abschied voneinander zu nehmen und so ungerecht der Weg, der vor ihnen liegt, auch sein mag, alles auf eine Karte zu setzten. Die Beziehungen zwischen Okame und Daisuke und Yumeko und Tatsumi vertiefen sich daher auch noch einmal und es kommt zu vielen emotionalen Momenten. Vor allem Tatsumi wächst über sich hinaus und überwindet, ohne überhaupt zu wissen, ob er nun Mann oder Dämon ist, seine große Angst, sich seinen Gefühlen hinzugeben. Auch die letzte Reise führt die Freunde an atemberaubende, wunderschöne, sowie grauenhafte Orte, die man sich durch Kagawas Liebe zum Detail bildhaft vorstellen kann. Noch mehr als in den anderen beiden Bänden kommen dabei auch Fans von Animes auf ihre Kosten, denn eine Szene erinnert stark an den Wald in Miyazakis „Prinzessin Mononoke“, wobei die Kodama sogar noch mehr Ähnlichkeit zu den Krogs aus „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ aufweisen. Neben der atemberaubenden Atmosphäre kommt aber auch die Action mit abwechslungsreichen Kampfszenen, in denen sich Realität und Illusion wieder einmal nur schwer voneinander unterscheiden lassen, nicht zu kurz. Mitreißend wird die Handlung aber vor allem auch durch die vielen Fragen, die nach und nach beantwortet werden. Hakaimonos Erinnerungen steuern weitere Hintergrundinformationen zur Verwicklung Lady Hanshous in die Geschichte des Drachenwunsches bei. Darüber hinaus spielt erstmals auch die Ergründung von Yumekos Vergangenheit eine entscheidende Rolle. Diese war für mich nur zum Teil abzusehen. Mit der Wende im zweiten Teil habe ich sogar gar nicht gerechnet. Meine Neugier hat aber schließlich vor allem Lord Seigetsu geweckt, da sich die Dimension seines Plans und vor allem sein großes Ziel erst spät vollkommen offenbaren. Den ganzen letzten Teil über habe ich wie gebannt verfolgt, denn er hält noch einiges bereit, mit dem ich nicht mehr gerechnet hätte. Actiongeladene, brutale Kampfszenen gehen mit emotionalen Momenten Hand in Hand. Das bittersüße Ende wird dem Ernst der Geschichte und den Wünschen jedes einzelnen Charakters absolut gerecht. Es hat mich sehr nachdenklich gestimmt und zu Tränen gerührt. Die letzte Seite einer fantastischen Reise zuzuschlagen, ist mir so schwer wie noch nie gefallen.