mabuerele
„...Manni hatte in seinem Leben gelernt, dass man stets eine mehr oder weniger wahre Geschichte bereithalten musste, um zu bekommen, was man wollte. […] Manni war gut im Lügen, denn er hatte eine Antenne für das, was sich die Leute wünschten...“ Manni lebt in einem Wohnwagen auf einem Schrottplatz. Er hat momentan ein Problem. Sein Freund Kurti ist über die Feiertage zur Familie nach München gefahren. Und Manni ist pleite. Es ist wenige Tage vor Weihnachten. Auch im Kinderheim St. Emmaus weiß die Heimleiterin nicht, wo ihr vor Sorgen der Kopf steht. Der Hausmeister ist gestürzt und fällt als Weihnachtsmann aus. Weit und breit ist kein Weihnachtsmann in Sicht. Außerdem ist Lena, in fünfjähriges Mädchen, zurück ins Heim gekommen. Sie sollte eigentlich adoptiert werden, aber die Adoptivmutter ist schwer erkrankt und ihrem Mann wächst alles über den Kopf. Die Autorin hat eine teils ernste, teils amüsante Weihnachtsgeschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Auch die Personen werden gut charakterisiert. Manni ist ein Schlitzohr. Dass er auch ein großes Herz hat, ahnt nur Henriette Jonas, die Heimleiterin. Sie bietet Manni den Job als Weihnachtsmann an. Der denkt gar nicht daran, bis sie ihm ein Angebot macht, das er nicht ablehnen kann. „...Meinte die es ernst? Aber was für einen Job könnte sie ihm schon anbieten? Plötzlich riss er die Augen auf, als ihm ein ganz spezieller Job einfiel...“ In dem Moment ahnt er nicht, dass Lenas besonderer Weihnachtswunsch ihn zu ungeahnten Tätigkeiten animieren würde. Das Mädchen wünscht sich ihre richtige Mutter zu Weihnachten. Gekonnt verpackt die Autorin verschiedenste Lebensgeschichten in der Handlung. Einige davon sind voller Bitterkeit. Damit ergeben sich komplexe Beziehungen der Protagonisten, die dem Geschehen eine innere Spannung geben. Natürlich darf eine Prise Magie nicht fehlen. War der Traum unter dem Einfluss von Drogen wirklich nur ein Traum? Und wer wissen will, warum die Rentiere, die den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen, weiblich sind, der sollte das Buch lesen. Inhaltsreiche Gespräche ermöglichen mir Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten. Manch plötzliche Wendung sorgt für Überraschungen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit einem Ausschnitt aus Mannis Rede als Weihnachtsmann möchte ich meine Rezension beenden: „...“Weihnachten ist mehr als nur Glitzer und Tand, mehr als nur Handys und Markenklamotten. Weihnachten, das ist hier.“ Dabei schlug er mit der Faust an die Stelle, wo sein Herz lag. „Hier drinnen sitzen Liebe und Freundschaft. Und nur aus ihnen macht man Weihnachten.“...“