yumikochan
Wie sehr kann kann einen ein Roman emotional ergreifen? Seit ich *All I need* von Belinda Benna gelesen habe, weiß ich definitiv, dass es manchmal gar keine richtigen Worte gibt, um auch nur ansatzweise zu beschreiben, was ein Buch mit jemandem anstellen kann oder eben auch nicht... *Inhaltsangabe:* Ist Liebe mächtig genug, um die eigenen Dämonen zu besiegen? Noch 93 Tage. So lange muss Simon seinen Job als Gefängniswärter aushalten, bis er mit dem Motorrad in die Freiheit aufbrechen kann. Die große Reise ist sein Traum, für den er seit Jahren spart, denn nur so kann er Wien und damit seine furchtbaren Erinnerungen hinter sich lassen. Alle Vorbereitungen laufen wie geplant, als ein neuer Insasse so verzweifelt seine Unschuld beteuert, dass Simon ihm helfen will. Er sucht die Frau des Häftlings auf, doch die Begegnung verläuft vollkommen anders als erwartet. Schon bald muss Simon sich die Frage stellen, ob sein großer Lebenstraum nicht eine einzige Lüge ist ... Miras Welt ist zusammengebrochen, nachdem ihr Mann wegen Mordes verurteilt wurde. Allein für ihre Kinder kämpft sie sich durch den Alltag. Ihr einziger Lichtblick ist der junge Mann, den sie eines Tages wie zufällig kennenlernt. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, so schnell niemandem mehr zu trauen, weckt er in ihr Gefühle, von denen sie dachte, sie niemals wieder zu spüren. Doch sie ahnt nicht, welches Geheimnis er birgt ... Ein berührender Roman über Liebe, Vertrauensängste und Lebensträume, die vielleicht doch keine sind. *Die Hauptcharaktere: ~VORSICHT SPOILER~* *Simon:* Simon ist 25 Jahre alt und arbeitet in einem Wiener Gefängnis, um Geld für eine Weltreise zu sparen. Als dort eines Tages der seltsam anmutende Heinrich Peters aufgenommen wird, nimmt Simon sich vor diesem Mann zu helfen. Ohne zu ahnen, dass das sein ganzes Leben verändert... *Mira:* Mira ist 28 Jahre und mit Heinrich verheiratet. Ihre perfekt scheinende Welt bricht auseinander, als Heinrich ins Gefängnis kommt. Fortan muss sie ihre gemeinsamen Kinder alleine großziehen. Doch dann tritt Simon in ihr Leben... *Heinrich:* Heinrich ist eine ganze Ecke älter als sie, aber dennoch Miras Ehemann. Als er unvermittelt ins Gefängnis kommt, beteuert er immer wieder seine Unschuld! Aber ist er das wirklich...? *Paul:* Paul ist Simons bester Freund, seit dieser sechs Jahre alt ist. Er ist ein lustiger und zudem feierwütige junger Mann. Doch, wenn es einmal ernst wird, ist er immer für Simon da... *Sandy:* Sandy ist Simons ältere Schwester und wirft zu jederzeit mit allerhand Lebensweisheiten um sich. Sie hat einen herzensguten Charakter und ist ebenfalls immer für ihren Bruder da... *Meine Meinung: ~VORSICHT SPOILER~* >>In keinem Leben gibt es immer nur Licht. Wir alle tragen unsere Schatten bei uns. Wir können nicht verhindern, dass Steine auf unserem Weg liegen und dicke Wolken vor unseren Sonnen aufziehen. Aber es ist das Licht der hellen Zeiten, das uns durch die dunklen tragen kann. Wenn wir es nur zulassen.<< (Lieblingszitat) Dieses Buch ist ganz großes und emotionales Gefühlskino! Ich liebe die Autorin ja ohnehin seit der ersten Stunde und bin durch eine private Situation schon von Anfang an mit ganz vielen und vor allen Dingen gemischten Gefühlen an die Geschichte dran gegangen, aber was ich am Ende bekommen habe, war so viel mehr als ich erwartet habe! Simon als Hauptprotagonist, hat mir beispielsweise sehr deutlich gezeigt, dass JVA – Beamte nicht immer nur abgestumpfte Menschen sein müssen, die ihren Job aus reiner Gewohnheit machen, sondern definitiv auch Mitgefühl für ihre „Schützlinge“ zeigen können. Das hat mir auch in erster Linie deshalb so imponiert, weil Simon ja noch relativ jung ist und ich so etwas von einem Mann Mitte zwanzig ehrlich nicht gedacht hätte... Zudem kümmert er sich trotz seiner Vergangenheit rührend um Miras Jungs. Aber was habe ich denn erwartet? Belinda Benna weiß schon seit ihrem ersten Roman, wie man großartige Charaktere zeichnet, die alles andere als perfekt sind, Fehler haben und deswegen eben genau das sind, was man sich wünscht... Auch Mira war einfach nur toll in ihrem ganzen Wesen. Eine liebende Mutter, die alles für ihre Kinder tut. Und während ich Heinrich bis zum Schluss nicht richtig einschätzen konnte, tat mir Mira die gesamte Zeit über einfach nur unglaublich leid. Für all das was um sie herum passiert, kann sie rein gar nichts und ist doch diejenige, die am meisten daran Zugrunde geht... Der Schreibstil von Belinda Benna ist nach wie vor traumhaft schön. Mehr noch: Im Gegensatz zu ihrem Erstlingswerk schafft sie hier den Übergang von Gegenwart zu Vergangenheit und wieder zurück viel, viel besser. Der Handlungsstrang war nie langweilig und durch den Perspektivwechsel immer spannend. Einzig zum Ende hin hat es sich dann – meiner Meinung nach – etwas gezogen, was meine Begeisterung für diesen Roman aber keinesfalls geschmälert hat... Letztlich ist zu sagen, dass ich mich schon jetzt total auf ihr nächstes Werk freue und hoffe, dass ich es wieder lesen kann.... Mein abschließendes Fazit: Unglaublich emotionales Gefühlskino! Kein Buch hat mich in letzter Zeit so sehr berührt...