bookish.yvonne
Nachdem ich schon so viel Gutes über “Six of Crows (dt. “Das Lied der Krähen”) von Leigh Bardugo gehört habe, musste ich es natürlich auch lesen. Das Buch ist ein Meisterwerk. Anders kann ich das gar nicht beschreiben. Es gibt absolut nichts, was mir nicht gefallen oder auch nur ansatzweise gestört hat. Nichts! Ich liebe es, lest es! Am besten auf Englisch, wenn möglich! [TW: Menschenhandel, Mord, Prostitution, PTSD, Xenophobie] Worum geht es? Sechs Außenseiter - Eine tödliche Mission Kaz: Ein Dieb mit der Begabung, die unwahrscheinlichsten Auswege zu entdecken Inej: Eine Spionin, die “das Phantom” genannt wird Matthias: Ein Verurteilter mit einem unstillbaren Verlangen nach Rache Nina: Eine Magierin, die ihre Kräfte nutzt, um in den Slums zu überleben Jesper: Ein Scharfschütze, der keiner Wette widerstehen kann Wylan: Ein Ausreißer aus gutem Hause mit einem Händchen für Sprengstoff Kaz wird ein gefährlich Auftrag für viel Geld angeboten. Diesen nimmt er an und mithilfe der anderen Fünf macht sich auf den Weg einen Mann aus dem bestgesichertsten Gefängnis der Welt zu befreien. Ich weiß gar nicht, was mir an dem Buch am besten gefallen hat. Die Diversität? Die Repräsentation? Fangen wir klein an: Ich bin kein großer Fan von dem Trope “der/die Auserwählte”, weil ich es bevorzuge, wenn sich Figuren für etwas entscheiden und nicht, weil es ihre “Bestimmung” ist. Sie sind alle nicht vom Schicksal verdammt worden in dieses Gefängnis einzubrechen, sondern tun es aus unterschiedlichen Gründen. Einige der Charaktere haben braune Augen und es ist so selten, dass Menschen mit braunen Augen gut beschrieben werden, während in gefühlt allen Büchern, in denen die Augenfarben genannt werden, so etwas steht wie “blau wie das ungestüme Meer” oder “grau wie ein tobender Sturm”, ihr wisst sicherlich, was ich meine. Die Charakter sind vom Aussehen so unterschiedlich, denn sie sind nicht einfach alle wunderschön, schlank, weiß mit makelloser Haut. Nein, unterschiedliche Hautfarben, Nina wird als kurvig beschrieben, Kaz hat Narben im Gesicht und bleiben wir kurz bei Kaz. Er humpelt und ist quasi nur mit seinem Gehstock zu sehen. Die Autorin selbst hat Osteonekrose, übersetzt heißt es “Knochen-Sterben”, was wiedeurm bedeutet, Knochensubstanz abgebaut wird und jeder Schritt Schmerzen verursacht. Deshalb ist es kein Zufall, dass Kaz humpelt und einen Gehstock benutzt. Was ich selbst aber am tollsten an seinem Charakter finde: Sein schlechtes Bein ist nicht Teil einer tragischen Hintergrundgeschichte oder der Grund, weshalb er diese Mission antritt. Es ist nach einem Sturz schlecht geheilt und schmerzt seitdem. Dieser Schmerz wird auch immer wieder erwähnt und normalisiert Charaktere, die nicht able-bodied sind. Kaz wird auch nicht darauf reduziert, er ist immer noch der geschickteste Dieb und ein gerissener Mastermind. Das ganze Buch über erleben wir auch, wie Kaz durch vergangene Ereignisse unter PTSD leidet und wie ihn das beeinträchtigt. All das wird ungeschönt dargestellt. Es wird nicht romantisiert und solche Charaktere zeigen, dass andere, die sich mit ihnen identifizieren, ebenfalls mutig und gerissen sein können! Nicht nur Kaz, auch die anderen Charaktere sind einfach so gu ausgearbeitet. Matthias, der mit seiner Xenophobie kämpft, denn er wurde so erzogen alle Grisha zu verdammen, doch Nina scheint humaner zu sein als alle anderen Menschen, die er kennt. Ich liebe Inejs Selbstwertgefühl und dass sie sich nicht in Kaz verliebt, nur weil er sie aus dem Bordell befreit hat. Jesper und Wylan sind queer, aber ihre Sexualität wird nicht großartig erklärt, sondern sie existieren einfach so wie sie sind und für mich normalisiert LGBTQ+ in dieser Fantasy Welt. [S P O I L E R:] Am Ende wird bekannt, weshalb Wylan ausgerissen ist. Er ist Analphabet und auch hier zeigt Bardugo wieder, dass dies einen Menschen nicht definiert. Denn Wylan kann so vieles, dass es unwichtig ist, ob er nun lesen und schreiben kann oder nicht und das sagt auch Kaz zu ihm. LEST DAS BUCH, ES IST EIN MEISTERWERK!