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Wordworld

Posted on 16.12.2020

Was mich am Buch sofort begeistern konnte, ist das Cover. Die Gestaltung des Schutzumschlags ist schlicht, aber in seiner Schlichtheit für mich sehr überzeugend und aussagekräftig, wie es die Hülle eines Menschen darstellt, ohne ins Detail zu gehen und ihn so zu personalisieren. Denn darum geht es in dieser Dystopie: Der Körper wird wie eine Hülle betrachtet, die man für eine begrenzte Zeit und ausreichend Geld anderen Nutzern zur Verfügung stellt. In diesem Zusammenhang und auch aus ästethischen Gesichtspunkten hat der IVI-Verlag mit diesem Cover einen Volltreffer gelandet. Auch den Plot fand ich insgesamt sehr gelungen, gut durchdacht und überzeugend. Callie tritt dabei als Ich-Erzählerin auf und ist ein sehr überzeugender Charakter, dessen Handlungen und Beweggründe ich als Leser gut nachvollziehen konnte. Sie ist sowohl sympathisch als auch stark und mutig und sticht mit diesen Eigenschaften und ihrer Authentizität aus der Masse der Jugendbuch-Protagonistinnen, naiv und hilflos wie sie oft sind, hervor. Wer Freude an einer Protagonistin hat, die die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird von Callie sicher nicht enttäuscht sein. Auch andere Charaktere sind gut gelungen. Sowohl unter den Enders als auch unter den Starters finden sich abwechslungsreiche, teilweise skurrile Nebencharaktere, die diesen Roman was die Figuren angeht sehr bunt gestalten. Natürlich hat das Buch auch die obligatorische Liebesgeschichte die mittlerweile zu jedem guten Jugendbuch dazugehört. Neben der Suche nach den Geheimnissen der "Body Bank" geht die Liebesgeschichte in diesem Roman aber leider fast vollständig unter. Die Autorin opfert ihr nur wenige Seiten und überreizt das Thema "Liebe auf den ersten Blick" bei diesen wenigen Momenten der Zweisamkeit bis zum Äußersten, was die Beziehung von vornherein wenig glaubwürdig erscheinen lässt. Der Schreibstil ist durchschnittlich und liest sich flüssig. Es gibt weder Stolpersteine noch besondere Highlights in der Formulierung. Die Charaktere und ihre Handlungen wirken mit ihrer Sprache zwar authentisch, besonders auch die Ich-Erzählerin Callie, mit den eher flachen Beschreibungen der Umgebung und Situationen schafft es die Autorin aber leider nicht immer eine zur Dystopie passende Atmosphäre zu erzeugen oder ihren Figuren besonders viel Leben einzuhauchen. Neben einigen kleinen Höhepunkten gipfelt alles in einem fesselnden Finale, das mit einigen gelungenen Wendungen aufwarten kann. Der beinahe obligatorische Cliffhanger am Ende macht Lust auf mehr, er kam aber, betrachtet man den Verlauf und einige Passagen der Handlung, nicht wirklich überraschend. Fazit: Schönes Cover, schöner Plot. Auch die Umsetzung der dystopischen Idee ist gelungen und führt zu einer spannenden Jagd.

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