sommerlese
Aus der Romanreihe der Speicherstadt-Saga erscheint im Lübbe Verlag der zweite Band "Der Glanz der neuen Zeit" von Fenja Lüders. Die Folgen des Weltkriegs sind in den 20er Jahren auch bei der Kaffeeimportfirma Kopmann und Deharde in Hamburg spürbar. Um die Geschäfte des Kontors wieder anzukurbeln, muss Mina sich etwas einfallen lassen. Allem männlichen Widerstand zum Trotz nimmt sie ihre Rolle in der Firma wahr, auch wenn besonders ihr Mann Frederik das nicht gutheißen mag. Doch er glänzt häufig mit Abwesenheit und Mina trifft überraschenderweise einen alten Freund wieder. In diesen Roman konnte ich auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes ohne Verständnisschwierigkeiten einsteigen. Nach dem Ende des Weltkriegs hat auch das Kaffeekontor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die Speicher sind leer und Mina übernimmt wegen der Abwesenheit ihres Mannes die Geschäfte. Sie beantragt einen Kredit, für den sie die Unterschrift ihres Mannes benötigt. Der wehrt sich dagegen, doch Mina kämpft für das Kontor. Schliesslich hat ihre Schwester Agnes die Idee, ihren Schwiegervater Paul in Guatemala mit seiner Kaffeeplantage in die Geschäfte einzubinden. Das Privatleben zwischen Mina und Frederik läuft nicht gut, erst vergnügt er sich in Berlin und dann ist er auf einmal wieder in Hamburg und zeigt sein wahres Gesicht. Mina hat sehr unter seinem Verhalten zu leiden, wie sie damit umgeht, ist nur schwer zu ertragen. Fenja Lüders nimmt mich mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Ihr bildhafter und wunderbar zu lesender Schreibstil lässt beim Lesen ein Kopfkino entstehen, durch das ich der Handlung gespannt gefolgt bin. Die gesellschaftliche Stellung der Frau in dieser Zeit ist der Autorin am Beispiel von Mina sehr überzeugend gelungen. In dieser Männerdomäne übernimmt Mina entgegen des gängigen Frauenbildes nicht nur leitende Aufgaben im Kontor, sie setzt auch noch Pläne zur Geschäftsankurbelung um, über die so mancher Mann nur staunen konnte. Die Ehe mit Frederik wird aber immer schwieriger, einige Szenen haben beim Lesen für emotionale Anteilnahme gesorgt und zeigen seinen fiesen Charakter. Er ist ein schlechter Mensch, ein Spieler, der seine Kontakte gegen Mina einsetzt. Mehr möchte ich darüber aber nicht verraten. Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten und konnte mich mit seinen vielfältigen Figuren, den spannenden Vorgängen im Kontor und mit seiner historischen Einbindung wirklich fesseln. Und über allem schwebte der Duft von frisch gemahlenem Kaffee. Herrlich!