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Wordworld

Posted on 16.12.2020

Als bekennender Fan von DC und Fantasy sind in dieser Geschichte für mich zwei unschlagbare Gründe zusammengekommen, dieses Buch zu kaufen. Ich kenne zwar weder die Originalgeschichte von Catwoman aus diversen Comics, noch habe ich bislang ein Buch von Leigh Bardugo gelesen, ich bin aber durch den neuen Kinofilm schon in Kontakt mit dieser Protagonistin gekommen und habe viel Positives über die etlichen Bücher der Autorin gehört. Auch wenn mich diese Geschichte gut unterhalten und mitreißen konnte, würde ich dem Slogan "Fantasy at its best" auf dem Einband entschieden widersprechen. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf Survival-Action und trivialen Teenie-Problemen, weshalb man die Geschichte mehr als Jugendbuch und weniger als Fantasy-Roman lesen sollte, um nicht enttäuscht zu werden. "Was ist sie?", murmelte er so leise, dass nur Alia es hören konnte. Eine Amazone Geboren aus Krieg und dazu bestimmt, von niemand anderem außer sich selbst regiert zu werden. Aber es war nicht an ihr, dieses Geheimnis preiszugeben. "Keine Ahnung", sagte Alia. "Ich bin einfach nur froh, sie auf unserer Seite zu haben." Das Cover gefällt mir im Vergleich zu "Catwoman - Diebin von Gotham City" sehr gut, da es zu den anderen Gestaltungen der DC-Icons-Reihe passt und den Wow-Effekt des Originalcovers durch leichte Abwandlungen nicht verloren hat. Mit dem tosenden Meer und den steilen Klippen in blau-schwarzen-Kontrasten ergibt sich ein Eye-Catcher-Effekt und durch das leuchtend-rote Wonder-Woman-Zeichen im Mittelpunkt sieht man nicht so viel von der geheimnisvollen Frau, die dahinter mit kampfbereit verschränkten Armen zu sehen ist. Im Gegensatz zum Cover von Catwoman bleibt es bei Andeutungen wie Dianas Armbänder, ihre langen braunen Haare oder den sternförmigen Herzensstein - der Rest wird der Fantasie überlassen. Erster Satz: „Man tritt nicht zu einem Wettkampf an, um zu verlieren“ Diese nicht gerade ermutigenden Worte ihrer Mutter Hippolyta klingen Diana in den Ohren, als sie zum Wettlauf der Amazonen antritt. Um ihrer Mutter keine Schande zu bereiten und endlich allen zu beweisen, dass sie ebenfalls ein Daseinsrecht auf der Insel hat, auch wenn sie dort geboren und nicht durch Kampf dorthin gelangt ist, will sie den Wettlauf eigentlich unbedingt gewinnen. Als dann aber ein Mädchen in Not um Hilfe schreit, verstößt sie gegen das Gesetz, keine Menschen auf Themyscira zu bringen und rettet ihr das Leben - was furchtbare Folgen für die Insel hat. Um ihren Fehler wieder gutzumachen, muss sie Alia so schnell wie möglich von der Insel wegbringen. Doch vom Orakel erfährt Diana, dass Alia kein gewöhnliches Mädchen ist, sondern eine Kriegsbringerin, deren erwachende Macht bald zu einem neuen Weltkrieg führen wird. Diana hat nun zwei Möglichkeiten: entweder sie tötet die Kriegsbringerin oder sie versucht in einem riskanten Ritual sowohl Alia als auch die ganze Welt zu retten.... Wer sich gut mit den Comics oder dem Filmmaterial auskennt sieht sofort - wir haben es hier mit einer stark abgewandelten Story des Wonder-Woman-Materials zu tun, in die viele bisher neue Inhalte mit einspielen. Die Ideen mit dem Fluch der Kriegsbringerin, dem düsteren Orakel, ihre Reise ins moderne New York und ihr Abenteuer an der Seite einiger junger Außenseiter peppen die Geschichte auf erfrischende Art und Weise auf, ohne den Wiedererkennungswert zu verfremden. Der Ausgangsort der Mission, die Insel der Amazonen (Themyscira), bleibt wie bekannt, Diana beeindruckt mit schönem Aussehen, knappem Lederoutfit und krassen Stunts und am Ende wird die Welt gerettet - typischer Superheldenstoff eben. Die Art und Weise, wie Leigh Bardugo ihre eigene Geschichte erzählt, die trotzdem den Geist des Originals in sich trägt, hat mir gut gefallen. So haben wir es hier mit einem bunten Mix aus den Technologien und Tücken der Moderne, dem Auftritt etlicher Helden, Monster und Gottheiten aus der griechischen Mythologie und einer Prise Teenie-Problemen zu tun. "Vielleicht ist es leichter, einfach unsichtbar zu sein, statt sich die ganze Zeit Gedanken darüber zu machen, was die anderen von einem denken." "Aber auch dafür entscheidet man sich, oder?", fragte Nim überraschend leidenschaftlich. "Die Leute werden immer schauen und sich ein Urteil bilden. Warum also nicht wenigstens mit einem auffallenden Look darauf antworten, anstatt sich wegzuducken?" Was ich hingegen entschieden kritisieren muss, ist dass die Geschichte sich zu sehr auf die oberflächliche Lebenswelt der Protagonisten, auf ihre Dynamik und auf ästhetische Kampfszenen konzentriert und dabei wichtige Hintergründe und einen komplexeren Zusammenhang etwas vernachlässigt. Durch die Erzählweise aus mehreren Perspektiven und das mehrmalige Wechseln des Handlungsortes wird zwar immer eine Grundspannung gewährleistet, gerade im Mittelteil sind bei mir aber doch ein paar Fragezeichen aufgetaucht, sodass ich mich nicht so ganz auf die fröhlich vor sich hin hinplätschernde Geschichte einlassen konnte. Ich meine, die Protagonisten stehen unter immensem Zeitdruck und müssen dringend die Welt retten, aber sie feiern erstmal eine Party und kümmern sich ausgiebig um ihre Garderobe. Dann werden sie auf einem offiziellen Empfang von Elitekämpfern angegriffen, ihr Flugzeug wird abgeschossen und zeitweise sind griechische Gottheiten in goldenen Streitwägen hinter ihnen her aber es bleibt dabei völlig unerwähnt, welche Leute sie jetzt eigentlich aus welchem Grund genau verfolgen und wie sie an ihre Mittel und Informationen kommen - die einzige Andeutung ist die Sprache der Angreifer (natürlich sind es mal wieder die bösen Deutschen). Die ganzen Vorkommnisse scheinen eher als netter Spannungsfaktor und als Möglichkeit für Diana zur Demonstration ihrer Fähigkeiten gebraucht zu werden, als dass sie wirklich in die Geschichte eingebaut werden. Das finde ich sehr schade. Denn aus den Verstrickungen im Hintergrund hätte man mehr machen können als nur ein nettes Aufhübschen der Handlung. "Wir können nichts dafür, wie wir auf die Welt gekommen sind. Wir können nichts für das, was wir sind, wir können nur entscheiden, welches Leben wir führen wollen" Ein zweiter Kritikpunkt, den ich unbedingt anbringen muss, ist die fehlende emotionale Tiefe. Wir beschäftigen uns zwar viel mit den Gedanken und Gefühlen von Diana und Alia, dennoch kam bei mir relativ wenig davon an und elementare Gefühle wie Angst, Verzweiflung oder Trauer werden einfach ignoriert. Ein Schiff voll mit Alias Freunden verunglückt, unschuldige Menschen werden auf einem Empfang erschossen, sie glaubt ihren Bruder für kurze Zeit tot, sie springt aus einem abstürzenden Flugzeug und das Schicksal der Welt lastet auf ihren Schultern - und alles was sie an emotionaler Beteiligung zustande bekommt ist sich auf naive, kindliche Art und Weise über ein Liebesbrief zu grämen, den sie vor Jahren mal geschrieben hat (was beim Wahrheit-oder-Pflicht-Spielen mit dem magischen Lasso zu Tage kommt!?!). Da muss ich mich schon fragen, was sich Leigh Bardugo hier gedacht hat. Die Protagonisten verhalten sich an vielen Stellen, als wären sie auf einem Camping-Ausflug und nicht auf einer Heldenreise von immenser Bedeutung. „Oh Mann, kommst du etwa aus einer dieser Fördern-und-Fordern-Familien? Ich glaube nicht an diesen Quatsch.“ „Warum nicht?“, fragte Diana. „Weil wir von der ganzen Welt ständig zu hören bekommen, was wir alles nicht können und dass wir nicht gut genug sind und all das. Die Leute bei dir zu Hause sollten auf deiner Seite stehen. Nur Menschen, für die es das Wort unmöglich nicht gibt, schreiben Geschichte, weil sie nie aufhören es zu versuchen.“ Auch der Schreibstil passt eher zu einem flotten Jugendroman als zu dem Fantasy-Epos, als das der Roman beworben wurde und den ich erwartet hätte. Ich mochte zwar ihre flüssigen Beschreibungen, dennoch erreichte ihr Stil nur an wenigen Stellen die Tiefgründigkeit, die ich bei Fantasy-Romanen erwarte. Gut gefallen haben mir jedoch die Nebencharaktere wie zum Beispiel Nim und Theo und die allgemeine Anlegung der Protagonisten. Wie auch schon die gesamte DC-Icons-Reihe ist die Geschichte sehr auf Diversität ausgelegt. Nim ist eine bisexuelle Inderin, Alia und ihr Bruder Jason sind dunkelhäutige Waisenkinder mit griechischem Hintergrund und Theo ist ein dünner Technik-Nerd. So ist jeder der Protagonisten auf seine Art anders und ein Außenseiter, der nicht die Erwartungen des Umfelds erfüllt und darunter zu leiden hat. Die leise Kritik am Patriarchat und Rassismus, die immer mal wieder durchscheint, ist in meinen Augen ein riesiger Bonuspunkt. Genauso gut haben mir die feministischen Anklänge gefallen. Endlich haben wir es mal mit einer Geschichte zu tun, in der die Mädels sich gegenseitig retten und dafür keinen Typen brauchen. Besonders in den Vordergrund will ich da Diana stellen, die unerbittlich für ihre Freunde kämpft, dabei aber vor allem eine Botschafterin von Wahrheit, Liebe und Frieden ist. Mich hat ihr Charakter schon immer fasziniert und in dieser Version kommt sie besonders gut zur Geltung. Durch den bunten Mix an Protagonisten ergeben sich viele witzige Dialoge und außerdem wird die Bedeutung von Freundschaft und Loyalität immer wieder groß geschrieben. Vor allem die erfrischenden Szenen wenn Diana auf die Wunder der modernen Welt wie Google trifft, sind zum kaputt lachen. "Alia hob den Finger. "Google weiß alles, Google sieht alles" "Google", wiederholte Diana. "Ist Google einer eurer Götter?" Das Ende beinhaltet einen überraschend heftigen Showdown mit einer 360°-Wendung, die allerdings ein wenig an den Haaren herbeigezogen scheint, da mir sowohl die Motive als auch die Ziele der plötzlich bösen Person nicht ganz klar waren. Das wäre in meinen Augen nicht notwendig gewesen. Da hätte sich die Autorin lieber den offenen Fragen und Handlungsenden gewidmet, die im Ende nicht abgedeckt und beantwortet werden, anstatt mich mit dieser abstrusen Wendung zu verwirren. Fazit: "Wonder Woman" punktet mit purer Frauenpower, der Diversität der Protagonisten, feministischen Anklänge, originellen Ideen, die den typischen Superhelden-Stoff etwas aufpeppen, viel Humor und mit dem Auftritt etlicher Helden, Monster und Gottheiten aus der griechischen Mythologie. Für meinen Geschmack fehlt hier jedoch emotionale Tiefe, komplexere Zusammenhänge werden zugunsten von Teenie-Problemen vernachlässigt und die 360°-Wendung am Ende konnte nicht überzeugen.

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