Wordworld
Zu aller erst einmal Halleluja, dass ich dieses Buch endlich lesen konnte!!! Seit der Buchmesse im Herbst liegt es auf meinem SuB und wartet geduldig darauf, endlich an der Reihe zu sein und im Nachhinein bereue ich es wirklich, es nicht schon viel früher gelesen zu haben. Ich muss zugeben, bei diesem Buch bin ich einfach dem Hype erlegen und musste ein einfach kaufen. Ich bin ein riesiger Fan von Colleen Hoover und vor allem ihre "Will & Layken - Reihe" habe ich wirklich geliebt. Kein Wunder, dass meine Erwartungen an dieses Buch relativ hoch waren. Und leider leider -wie das oft bei überhöhten Erwartungen ist- sind sie nicht ganz erfüllt worden. Das Buch ist natürlich mega genial und bekommt von mir auch fast 5 Sterne, doch einige Kleinigkeiten muss ich doch kritisieren. Doch fangen wir mal mit dem Cover an, wie immer. Es gab ja im Vorfeld recht heiße Netz-Diskussionen, weil man die Füße der Dame nicht schön genug, die Farbe doof und den Titel absolut unpassend fand. Ich persönlich finde die Füße wunderbar passend, da sie einfach so normal wirken. Denn das ist Tate nun mal, eine ganz normale Studentin. Und seit mal ehrlich: Füße sind besser als Gesichter, sie beeinflussen einen wenigstens nicht in der Vorstellung der Hauptcharakter. Die Farbgebung in den hellen Pastell-Rosa-Tönen finde ich sehr gelungen und zum Buch passend. Mich stört aber etwas, dass der Titel und der Name der Autorin zu über dominant abgedruckt ist. Beide Schriftzüge gehen meiner Meinung nach durch ihre Größe etwas unter. Doch das ist Geschmackssache - auf jeden Fall ist es ein absoluter Eye-catcher. Was den Titel angeht war ich genau 350 Seiten lang etwas skeptisch, habe ihn dann nach Beenden des Buches aber geliebt!!! Der englische Originaltitel "Ungly love" passt meiner Meinung nach besser auf die Gesamtsituation der Handlung, doch der deutsche Titel ist einfach wunderschön. Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen, was ich meine!!! "Wir haben das hier, Rachel." Sie lächelt zustimmend. "Wir haben das hier, Miles!" Als ich das Buch gelesen habe, war ich krank und, hatte nichts anderes zu tun und konnte das Buch deshalb in einem Rutsch durchlesen. Von der ersten Seite war ich gefesselt und bin einfach nicht mehr losgekommen. Wobei ich den Anfang nicht ganz so gelungen fand, wie man es sonst von Colleen Hoover gewöhnt ist. Man bekommt nur sehr wenig genaue Informationen über Tate, die Hauptperson und stattdessen beginnt sofort das Liebes-Drama. Das Buch hat mich im Allgemeinen sehr an "Begin Again" von Mona Kasten erinnert und so bin ich oft nicht umhin gekommen, die beiden Spitzenromane miteinander zu vergleichen. Bei "Begin Again" führt uns Mona Kasten erst einmal in die Lebenswelt der Charaktere ein, zeigt Freundschaften, Hobbys, die Weltanschauung und kleine Häppchen der Vergangenheit. So kommt man seinen Protas recht nahe, bevor die Geschichte überhaupt beginnt. Doch worum geht es eigentlich genau? Der Klapptext verrät eigentlich nicht genau das, worum es geht: Eine Art Freundschaft Plus, mit zwei Regeln die Miles gegenüber Tate geäußert hatte: 1. Frage niemals nach meiner Vergangenheit. 2. Erwarte dir keine Zukunft mit mir. Tate bricht sie natürlich beide, indem sie sich in ihn verliebt. Doch das ist noch laaaange nicht alles. Nach jedem Kapitel Gegenwart aus Tates Sicht, bekommen wir ein Kapitel aus der Sicht von Miles präsentiert. Sechs Jahre vor der eigentlichen Story. Über diese regelmäßigen Rückblenden lernen wir einen jungen, motivierten, liebenswürdigen Miles kennen und sind umso erschütterter, wenn wir dann den Gegensatz zu dem eiskalten und verschlossenen Miles in der Gegenwart sehen müssen. Was ist in seiner Vergangenheit passiert, das so ein Eisklotz aus ihm geworden ist? Und hat ihre Liebe eine Chance? "Die Liebe ist nicht immer schön, Tate. Manchmal hofft man die ganze Zeit, während man liebt, dass sich etwas ändert. Dass es besser wird. Und irgendwann stellt man fest, dass man in einer Sackgasse gelandet ist und unterwegs sein Herz verloren hat." Tate ist eine liebenswürdige junge Frau, die gerade ihre Ausbildung zur Krankenschwester beendet hat und nun zum Studieren nach San Franzisco zu ihrem Bruder in eine noble Penthouse-Wohnung gezogen ist. Ja, das ist aber leider schon alles, was wir Leser von ihr erfahren. Denn ihre Gedanken, Überlegungen, Taten und Gefühle kreisen ausschließlich um Miles und um die Aura die ihn umgibt. Sie zerbricht sich permanent den Kopf über sein Geheimnis und sein Leben und irgendwie erfährt man so recht wenig über ihren Alltag. Hat sie Freunde? Was macht sie für einen Sport? Welche Musikrichtung hört sie gerne? Was wünscht sie sich für ihre Zukunft? ... Man weiß einfach fast nichts über sie, denn mit sowas hält sich Colleen Hoover dieses Mal nicht auf. Kein Alltagsgeplänkel, wie Stress in der Uni, Kneipentouren mit anderen Studenten, oder ähnliches. Da ist nur Miles und ihre erdrückenden Gefühle, mit denen wir 400 Seiten lang konfrontiert werden. Das klingt jetzt vielleicht sehr negativ, doch das hat auch seine positiven Seiten. Denn durch diesen extremen Fokus auf die "Miles-Problematik" wirkt die ganze Geschichte sehr intensiv und gefühlvoll. Und wie gesagt, ich mochte Tate trotzdem sehr. Denn genialer Weise hat sie auch so einen eigenständigen und sympathischen Charakter, der auf anderen Dingen aufgebaut wird, als bloße Fakten über ihr Leben. Ich habe keine Ahnung, wie Colleen Hoover das schon wieder geschafft hat, doch sie wird bis zum Ende ein unglaublich tiefer Charakter, den man fast zu kennen scheint. Sie hat so ihre Eigenarten und erscheint manchmal etwas merkwürdig in dem, was sie sagt, doch das macht sie irgendwie so besonders. So konnte ich mich trotz fehlender Informationen gut mit ihr identifizieren. Sie ist eben eine ganz normale 23-Jährige, sie ist nicht überspitzt dargestellt, sondern wirkt sehr normal und realitätsnah. Schade fand ich es trotzdem. "Kein Schutzschild, keine Rüstung und keine Mauer dieser Welt, ganz gleich wie stark, könnte das Ausmaß der Zerstörung, dass ich in seinen Augen sehe, jetzt noch verstecken." Ja.... und dann ist da halt noch Miles Archer... Zu ihm will ich gar nicht viel sagen, denn eigentlich habe ich mich wirklich angestrengt, ihn nicht zu mögen. Aber... ihr wisst ja bestimmt, dass Colleen Hoover eine sehr eigenwillige aber geniale Gabe hat, Male Charakter einfach unwiderstehlich zu gestalten. Er ist zwar ein riesiges Arschloch und behandelt Tate oft wie Dreck, doch in dieser Hinsicht ging es mir wie unsere liebe Protagonistin: ich konnte ihm einfach trotzdem nicht widerstehen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass er rein äußerlich eine absolute Augenweide, außerdem Flugkapitän ist und auch oft seine lichten Momente hat ;-) Und dann ist da noch der Miles in der Vergangenheit. Wer da nicht dahinschmilzt, hat ein Hormonproblem! Man bekommt langsam und gefühlvoll erklärt, warum er in der Gegenwart so reserviert ist und sich vehement gegen Liebe und Beziehung wehrt. So fand ich ihn also auch super sympathisch (und sexy 😍). Naja und das wars auch eigentlich schon mit den wichtigen Charakteren. Denn außer Tates Bruder Corbin und dem sympathischen Lift Boy Cap, der schon 80 ist, den Lift in ihrem Appartementkomplex bedient und zu dem sie eine wirklich tolle Verbindung hat, ist da niemand, der die Geschichte wirklich prägen würde. Die beiden Hauptfiguren sind sehr auf sich bezogen und drehen sich eigentlich immer nur um ihre Beziehung. Doch ich muss sagen, dass ich den alten und weisen Cap wirklich sehr gerne mochte. Die Szenen, in denen er mit Tate über ihre Probleme philosophiert und ihr immer eine passende Antwort geben konnte, haben mir besonders gut gefallen. "Darf ich Sie was fragen, Cap?" "Aber sicher doch." Er lächelt. "Ich beantworte Fragen genauso gern, wie ich sie stelle." Ich sehe auf meine Füße. "Was muss ein Mensch wohl erlebt haben, damit er beschließt, sich nie mehr verlieben zu wollen?" Caps Gesicht wirkt noch runzliger als sonst, während er mindestens fünf Stockwerke lang nachdenkt. "Wenn man die hässliche Seite der Liebe kennenlernen musste", sagt er schließlich, "ist das vielleicht so schmerzhaft, dass man sich dem Risiko, so etwas womöglich noch einmal zu erleben, nie mehr aussetzen will." Der Schreibstil, ja was soll man dazu sagen...? Kurz: es ist eben einfach Colleen Hoover. Wie gewohnt spielt die Autorin nur so mit Worten. Nicht nur die vielen immer wiederkehrenden Sprüche, die die Charaktere als Insider austauschen, nein. Außergewöhnlich gut gewählt fand ich auch den Stil der Rückblicke. Denn deren Ausrichtung und Schreibweise sind keineswegs wie gewohnt, ganz normal in Textform, sondern in Versen geschrieben. Dabei spielt sie nur so mit unseren Emotionen und kennt kein Tabu, wenn es darum geht, uns Leser zu quälen. Dieses Buch hat mich weinen lassen, lachen, mit fühlen, mich dazu gebracht zu schmunzeln, die Nase rümpfen und ein paar Mal auch dazu, es kurz wegzulegen. Doch vor allem hat es mich berührt und einfach mitgerissen!!! Colleen Hoover besitzt einfach das Talent aus wenigen Worten die größten Gefühle heraus zu locken und so eigentlich aus dem Nichts ein riesiges Gefühlschaos und Drama zu erschaffen. Ja, darauf wollte ich auch noch zu sprechen kommen: Der Handlung an sich. Es passiert eigentlich nicht viel auf der reinen Handlungsebene zudem bin ich normalerweise kein so Fan von Lovestorys, doch ihre Bücher haben einfach einen unnormalen Reiz auf mich. Obwohl eigentlich nichts passiert, ist es unglaublich spannend und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. "Aber wenn man einen Menschen gern küsst, weil er der Mensch ist, der er ist, dann liegt der große Unterschied nicht in dem Spaß, den man hat, wenn man denjenigen küsst. Der Unterschied liegt in dem Schmerz, den man spürt, wenn man denjenigen nicht küsst." So, jetzt noch zu meinem letzten Kritikpunkt: Wer aufmerksam den Buchrücken oder die Amazon-Seite betrachtet hat, der wird bemerkt haben, dass „Zurück ins Leben geliebt“ ab 16 Jahren empfohlen ist. Das hat mich zuerst etwas verwirrt doch nach der Lektüre des Buches muss ich ganz klar sagen: zu Recht. Denn wenn Miles und Tate sich nicht gerade streiten, versöhnen, sich vermissen oder gegenseitig hinterher rennen, dann haben sie Sex. Sehr sehr viel Sex... Eigentlich über 30 % des Buches lang... Das ist das erste Buch von der Autorin, in dem es solche detaillierte Sexszenen gibt. Bisher hat sie solche Szenen immer nett umschifft oder bloß Andeutungen gemacht. Vermutlich versucht Hoover damit ein wenig von dem aktuellen „Sexboom“ abzubekommen, der mit Büchern wie "Fifty Shades of Grey" oder "Trinity" aufgekommen ist, auch wenn sie das in meinen Augen nicht nötig hätte. Diese neue Entwicklung hat mir ganz und gar nicht gefallen! Ein bisschen mehr Tiefgang und Informationen für Tate und dafür fünf Sexszenen, in denen die beiden sie sich bespringen wie die Hunde weniger und das Buch wäre für mich perfekt gewesen und hätte 5 Sterne bekommen. So ziehe ich einen halben ab, da ich mehr Abzug einfach nicht übers Herz bringe. Denn ich habe das Buch wirklich geliebt. Vor allem das Ende ist so voller Charme, Tragödie und Liebe, das jedem weiblichen Leser (und bestimmt auch männlichen) die Tränen kommen. Dabei wird auch noch schön verpackt, worauf es im Leben wirklich ankommt. Deshalb noch ein letztes Lieblingszitat von mir: "Ich betrachte die vollkommene Perfektion, die in meinem Arm liegt, und weiß: Ja, das ist alles wert. Denn das Schöne gleicht alles Hässliche aus. Immer." Fazit: Ein typisches Hoover-Drama: Tragisch, traurig, berührend, atemberaubend, romantisch - einfach genial!