Lisa Beiersmann
Froschröschen beschreibt die Geschichte rund um die 17jährige Rosalie. Eingesperrt in einem Schloss, aus dem jegliche spitzen Gegenstände fern gehalten werden, langweilt sich die Prinzessin zu Tode. Verflucht durch die dunkle Fee Morganthaine in einen 100jährigen Schlaf zu fallen, sollte sie sich an einem spitzen Gegenstand verletzen, bleibt ihr nur wenig als Beschäftigung für den öden Alltag. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Frosch ihre Aufmerksamkeit erweckt, denn er dürfte eigentlich gar nicht dort sein... Rosalie lernen wir durch den erlebenden Ich-Erzähler als ein junges, fröhliches Mädchen mit einem guten Herzen kennen. Dennoch merkt man sofort, dass sie auch sehr störrisch sein kann und dem jugendlichen Leichtsinn der Pubertät ausgeliefert ist. Sie führt uns durch ihre Geschichte und nimmt uns mit auf ihren Reifeprozess. Die Beziehung zu ihren Eltern ist für den Leser sehr oberflächlich, kaum greifbar. Einzig die Sorge der Eltern um ihre Tochter dringt zu dem Leser durch. Sie wirken mehr wie ein Mittel zum Zweck, ebenso Rosalies beste Freundin Blina. Die beiden sind sich sehr ähnlich und bringen dennoch jeder seine eigenen Charakterzüge mit sich. Trotzdem blieb Blina mir fern und dümpelte am Rand herum, damit sie zwischendurch auftauchen und ein klein wenig Abwechslung bringen kann. Die Beziehung, die Rosalie im Laufe der Zeit zu dem Frosch entwickelt, ist hingegen deutlich spürbar. Sie beginnt ganz klassisch mit der Abneigung, vermischt sich jedoch ausgezeichnet mit Neugier und rebellischen Trotz. Stück für Stück entwickelt sich eine zarte Bindung, die aus den beiden mehr macht als zwei aufeinander angewiesene Fremde. Die Prinzessin ist ein sehr kluger und einfühlsamer Mensch. Gerüchte und Vorurteile nimmt sie auf, doch anstatt ihnen zu erliegen macht sie sich ihr eigenes Bild: nicht, ohne eine gewisse Vorsicht zu wahren. Diese Eigenschaft macht sie zu etwas Besonderem, im Buch wie auch im echten Leben, da es solche Protagonisten (meiner Meinung nach) nicht sehr häufig gibt. Nichtsdestotrotz merkt man ihr immer wieder eine kindliche Naivität an. Der Frosch benimmt sich rau und selbstsüchtig, jagt seinem eigenen Ziel nach und zeigt sich zuweilen hochnäsig. Gleichzeitig hat er eine charmante verspielte Ader, mit der er Rosalie neckt. Sie bringt die Beziehung der beiden ins Rollen und sorgt für heitere Abwechslung. Trotz seiner kühlen Fassade hat auch der Frosch einfühlsame und tiefsinnige Momente. Zunächst scheint es, als würde er Komplimente nur verteilen, um sich selbst einen Vorteil verschaffen zu können, doch schnell wird klar, dass in der harten Schale ein weicher Kern steckt. Tiefgreifende Beziehungen abseits der beiden Hauptcharaktere gibt es kaum. Viele Figuren bleiben recht gesichtslos und füllen die notwendigen Lücken. Als Ausgleich hierfür begegnen wir drei Geistern, deren Persönlichkeit das Ruder wieder weit herumreißt. Sie sind verkorkst und witzig, jeder auf seine Art und Weise freundlich und liebenswürdig. Fazit: Obwohl viele Stellen über die Zeit hinweg nur von Rosalie erzählt werden, tut dies der Geschichte keinen Abriss. Sie lebt von vielen kleinen Momenten und Details, die einen als Leser in den Bann ziehen und Seite um Seite weiterblättern lassen. Die Charaktere sind eine erfrischende Abwechslung, bei denen man schnell merkt, dass sie mehr sind als nur die klassische Märchenfigur. Die Geschichte pflanzt sich tief ins Herz ein und lässt einen am Ende verzückt den Buchrücken schließen. Klare Leseempfehlung! ♡