zwischen_meinen_zeilen
Der Schreibstil fühlt sich wie bei einem Theaterstück an, was für mich das tolle daran ist. Es gibt eine Entität, die nicht benannt wird, aber sehr viel mit der Protagonistin spricht. Das macht es oft assoziativ, in der zeitlichen Abfolge unklar, nicht alles aussprechend. Vieles bleibt offen und muss von mir selbst befüllt werden. Aber gerade solche Leerstellen machen es spannend und verbinden mich mit dem Text. Rassismus ist etwas, das angesprochen wird, das ihr Leben beeinflusst, das nicht ihr einziges Thema ist. Es geht um Panikattacken, um den Verlust ihres Bruders, um die Beziehungen zwischen den Frauen in der Familie. Darum eine Frau, eine Schwarze, eine Ostdeutsche zu sein. Manches kann ich nachempfinden, manches nur nachvollziehen, manches bleibt unklar. Das Cover zum Beispiel. Danach soll man ein Buch aber ja eh nicht beurteilen. Dass dieses Buch nicht den Deutschen Buchpreis 2020 bekommen hat, fand ich extrem schade. Das wäre in dieser Zeit ein wichtiges Zeichen gewesen. Ich hoffe aber, dass es durch seinen Platz auf der Shortlist und darüber hinaus viele Leser*innen finden wird.