ankasgeblubber
Meine Rezension bezieht sich auf das Hörbuch. Pünktlich zu seinem Erscheinen habe ich mir das Hörbuch zu Bernhard Aichners neuem Roman „Kaschmirgefühl“ angehört. Hierbei sind gleich zwei Fakten besonders spannend. Zum einen kennen wir Bernhard Aichner als ausgezeichneten Thriller-Autor. Mit „Kaschmirgefühl“ präsentiert er nun seinen ersten Liebesroman. Kann ein Thrillerautor auch Liebesromane? Zum anderen fällt „Kaschmirgefühl“ aufgrund seiner Erzählweise besonders auf. Brief- oder E-Mail-bzw. Chatromane haben wir schon viele gelesen, doch wie sieht es mit „Telefon-Romanen“ aus? Bernhard Aichner lässt seine zwei Protagonisten ausschließlich telefonieren, d.h. das komplette Buch besteht aus einem (durch kurze Pausen unterbrochenen) Dialog. Somit haben wir es hier mit gleich drei ersten Malen zu tun: Bernhard Aichner hat seinen ersten Liebesroman geschrieben. Dies ist (meines Wissens) der erste Roman, der ausschließlich aus Telefongesprächen besteht. Unser Protagonist Gottlieb ruft zum ersten Mal bei einer Sex-Hotline an. Und genau so starten wir in die Geschichte. Zum Inhalt selbst möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, nur so viel: Gottlieb ruft bei einer Sex-Hotline an, jedoch nicht aus demselben Grund, den andere Anrufer haben. Am Telefon hat er Yvonne, die ihm ein unvergessliches Telefonat verspricht. Eigentlich heißt Yvonne Marie und eigentlich sind ihre Absichten ebenfalls ganz andere. Den 142 Minuten langen Dialog zwischen Marie (gelesen von Lisa Hörtnagl) und Gottlieb (gelesen von Bernhard Aichner) musste ich erstmal sacken lassen, war diese Geschichte doch so außergewöhnlich, so anders, so speziell. „Kaschmirgefühl“ gehörte somit nicht zu den Hörbüchern, die ich direkt nach dem Hören rezensieren konnte. Tatsächlich saß ich nach dem letzten gesprochenen Wort etwas ratlos da. Hat mir die Geschichte jetzt gefallen? War sie gut oder schlecht? Noch immer bin ich mir nicht so sicher, was ich von ihr halten soll. Aber muss ein Buch entweder gut oder schlecht sein? In einer Sache bin ich mir aber absolut sicher: die Geschichte hat mich gefesselt. Mal abgesehen von einer kleinen Pause, habe ich das Hörbuch nämlich komplett am Stück gehört. Gebannt habe ich dem Telefonat zwischen Marie und Gottlieb gelauscht. Genauso wie Marie wollte auch ich endlich herausfinden, was es mit Gottliebs unverhofftem Glück auf sich hat, und ich war ebenso neugierig wie Gottlieb auf einen Blick hinter Maries Fassade. Auflegen war für mich keine Option – ich fieberte mit, Minute für Minute. Am Ende fühlte es sich an, als hätte mir jemand einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Genau wie Marie und Gottlieb wachte ich aus einer Traumwelt auf – jedoch unterschieden sich meine Gefühle von denen der Protagonisten. Ein großes Fragezeichen prankte auf meiner Stirn und ich fing an zu grübeln, wie ich das Gehörte und meine Meinung dazu in Worte fassen könnte. Schließlich war der Entschluss, erstmal darüber zu schlafen, goldrichtig. In den folgenden Tagen habe ich immer wieder in mich hineingehört und meine Zeit mit „Kaschmirgefühl“ revue passieren lassen. Noch immer kann ich nicht sagen, ob ich „Kaschmirgefühl“ gut oder schlecht finde. Was ich aber höchst beeindruckend und absolut super finde ist, dass mich die Geschichte auch Tage später noch beschäftigt hat. Macht nicht genau das ein gutes Buch aus? Ist es nicht gerade spannend, dass es mir nicht gelingt, eine Geschichte in eine (Sterne-)Schublade zu stecken? Ich bin glücklich darüber, dass ich dieses Hörbuch gehört habe, auch wenn ich wohl noch weitere Tage über den Ausgang der Geschichte und die Hintergedanken des Autors, die er beim Schreiben dieses Buches hatte, grübeln werde. Tja, alles richtig gemacht, Bernhard Aichner!