sursulapitschi
„Die Wintermorgen sind wie aus Stahl. Ihr Geschmack ist metallisch, und ihre Kanten sind scharf. Mittwochs, im Januar, um sieben Uhr morgens merkt man, dass die Welt nicht für den Menschen geschaffen wurde, und ganz gewiss nicht zu seinem Vergnügen und seiner Bequemlichkeit.“ Das sagt eigentlich schon alles. Dieses Buch ist eigen und besonders und so großartig, dass man es voller Ehrfurcht ganz langsam genießen sollte. Man weiß hier lange nicht, womit man es zu tun hat. Es wird ein Toter gefunden auf einem einsamen Hochplatteau, irgendwo am Rande von Polen, ganz kurz vor Tschechien. Im Winter leben dort nur drei Menschen, weil es den meisten zu einsam und zu kalt ist, jetzt sind es nur noch zwei. Eine davon ist Janina, eine pensionierte Lehrerin mit einer Passion für Horoskope, die Natur und Senfsuppe. Sie ist eigen, aber wer sie kennt mag sie. Sehr eindringlich erfährt man von dieser Gegend und ein paar Menschen, die anders sind und eine Nische gefunden zu haben scheinen. Man kultiviert seine Eigenheiten, akzeptiert sie aber auch bei anderen, steht sich bei, wenn es nötig ist, pflegt aber ansonsten seine Privatsphäre. Es könnte idyllisch sein, würde man nicht immer wieder über eine Leiche stolpern. Also ist es ein Thriller? Das weiß man erst am Ende und ich sage es nicht. Es ist ein Buch, wie man noch keines gelesen hat, voller grandioser Beschreibungen, seltsamen Figuren, leisem Humor und Weisheit. Man kann es mit einiger Berechtigung langatmig finden. Genauso gut kann man sich aber auch hineinknien, es genießen und sich überraschen lassen. "Man muss den Menschen sagen, was sie zu denken haben. Anders geht es nicht. Sonst tut es ein Anderer."