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zwischen_meinen_zeilen

Posted on 13.12.2020

Ein Debüt, das begeistert. Ein Cover, dass so schlicht wie schön ist. Eine Geschichte, die perfekt komponiert und menschlich bewegend ist. Aber von vorn: Moritz, Raffael, Johanna. Oder Motz, Raf, Jo. Das sind die drei, durch deren Leben wir springen. Hinzu kommt noch Marie, die Mutter von Motz. Durch die erhalten wir eine Außensicht auf alles und erfahren vieles aus der Zeit, als die beiden Jungs noch sehr klein waren. Im letzten Schuljahr sind die beiden noch immer befreundet. Motz immer der Zurückhaltende mit dem besonderen Blick auf die Welt, Raf der Selbstbewusste, für den alles nur ein Spiel ist. In diesem Jahr kommt Jo auf ihre Schule und verändert die Dynamik dieser Freundschaft. In der Gegenwart hat Moritz eine Verlobte, Kristin, sie erwarten ein Kind. Da steht Raffael einfach so nach Jahren ohne Kontakt vor seiner Tür und alte Muster, Verhaltensweisen und Gefühle bahnen sich ihren Weg durch das Vergessen, drohen die Gegenwart zu verdunkeln. Klingt irgendwie bekannt, dieser Plot? Klar, Dreieckskonstellationen sind nicht gerade neu. Und doch ist dieses Buch ganz anders. Die Figuren sind in vielem ungewöhnlich, haben dunkle Seiten und verschwiegene Taten, die sie herumtragen. Das Wechseln der Perspektiven und der Zeiten baut natürlich Spannung auf, ist aber nicht nur effekthaschend verwendet, sondern gleicht einer Komposition. Als Leserin weiß ich genau, dass es sich auf einen Höhepunkt zu bewegt, dass ich erst am Ende herausfinden werde, was damals passiert ist. Das fängt mich total ein, erzeugt einen Sog, der mich die zweite Hälfte an einem Abend hat lesen lassen. An aufhören war nicht zu denken. Schütteln wollte ich die Figuren manchmal, anschreien, ihnen die Wahrheit zeigen. Ihnen zu folgen hat mich sehr begeistert, gefreut, traurig und wütend gemacht. Das Österreichische, das sich dabei immer wieder bemerkbar macht, hat mich amüsiert, hat sich nie breit gemacht, war immer hinter der Geschichte und gehörte doch dazu. Wie die Autorin es schafft, aktuelle Trends und Eigenarten der Gesellschaft einzubauen, wie die Figuren ihre jeweilige Meinung dazu äußern, ist wunderbar. Genauso ihre Art, Menschen zu analysieren, Schicht für Schicht auseinander zu nehmen, ihr Inneres offen zu legen. Denn ihre Sprache, ihr Stil, macht besonderen Spaß. Selten habe ich so viele Markierungen in einem Buch machen müssen, weil die Sätze so treffend waren. Lest es einfach selbst, lasst euch hinein saugen in die Geschichte von Jo, Raf und Motz.

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