thrillerleser
Dr. Fred Abel vom Rechtsinstitut wird gebeten, eine Beurteilung für die Kinderintensivstation der Charité Berlin abzugeben. Er arbeitet beim BKA, in der Abteilung Extremdelikte und im Kindernotfall wurde ein 2-jähriges Mädchen schwer verletzt eingeliefert. Erst später wird klar, dass die Kleine die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao ist. Zudem wird in einem Boxclub eine Leiche, eingenäht in einen Boxsack, gefunden. Beide Fälle halten die Polizei und die Rechtsmedizin auf Trab. „Zerissen“ beginnt im Zeitablauf 2 Jahre nachdem der vordere Teil "Zerbrochen“ geendet hat. "Zerissen" ist der vierte Teil rund um das Team der Rechtsmedizin in Berlin. Ich denke, man kann sehr gut auch ohne Vorwissen diesen Teil lesen. Der Thriller beginnt seinem Genre entsprechend. Ein Mann ist auf der Flucht und es geht brutal zu und her. Dieser Szene folgt eine Passage, in der nachts im Rechtsinstitut gruselige Dinge geschehen. Solche Situationen und die Beschreibungen der Autopsien, die sehr detailliert sind, sind nichts für sensible Leser. Der Fall rund um das 2-jährige Mädchen, das mit einem schweren Schädel- Hirntrauma auf der Intensivstation liegt, lässt einen schaudern. Dr. Fred Abel muss sich gleich um zwei, nein eigentlich drei, Fälle kümmern. Beide ziehen viele Details und Figuren mit sich. So ist die Handlung sehr komplex und ab und zu fällt es schwer den Fokus auf dem Wesentlichen nicht zu verlieren. Für mich waren zum Beispiel die Ausführungen zu medizinischen Details und Autopsien zu detailliert und hätten gekürzt werden dürfen. Ohne Zweifel, Michael Tsokos weiss, wovon er schreibt, ist er doch Professor für Rechtsmedizin. Weniger Informationen, die zu sehr ins Detail gehen, hätten dem Spannungsbogen gutgetan. Ab der Mitte sind die vielen medizinischen Beschreibungen und Berichte Geschichte und die Spannung nimmt an Fahrt auf. Was ich zu Beginn nicht geglaubt habe: Die beiden Fälle verbinden sich auf ungeahnte Weise. Absolut unvorhersehbar und clever gestrickt. Mir gefiel schon in den vorderen Bänden Fred Abel unheimlich gut. Das ist auch in diesem vierten Band so. Die Figur ist toll charakterisiert und überzeugt. Abel ist ein Workaholic, top in seinem Beruf und lässt nicht locker, bis er findet, was er vermutet zu finden. Hier in „Zerissen“ wird seine Arbeit gegen Schluss mit seinem Privatleben verwoben. So wird es sehr schnell persönlich und ich finde, das war genau richtig und nötig. Zeigt es doch den taffen Rechtsmediziner von einer weicheren und verletzlicheren Seite.