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Beste Freundschaft zwischen Männern und Frauen. Ob das Gutgehen kann, ist sowieso schon ein heiß umstrittenes Thema. Wie sieht es aber damit aus, wenn diese beiden Freunde eine Vorgeschichte sexueller Natur haben? Oder wenn die neue Partnerin des Mannes die „beste Freundin“ nicht ausstehen kann? Die Problematik in dieser Novelle kann man einfach zusammenfassen. Wenn „A“ „B“ liebt und „B“ „C“ liebt, „C“ und „A“ sich aber gegenseitig unerträglich finden, wie sollte sich dann „B“ positionieren? Zugunsten seiner langjährigen, besten Freundin „A“ oder seiner Verlobten und Seelenverwandten „C“? Die Geschichte lesen wir in einzelnen Abschnitten aus den unterschiedlichen Perspektiven der Handelnden. Scheint man am Anfang noch recht klar beurteilen zu können, wer hier „die Zicke“ ist und wer sich „einfach ein bisschen anstellt“, so verschwimmen die Grenzen im Verlauf des Buchs immer weiter. Irgendwie konnte ich jedes Argument nachvollziehen, fand irgendwie jeden ein bisschen sympathisch und ein bisschen unsympathisch zugleich – es war skurril, aber auch interessant für mich zu sehen, wie sich eine Meinung über eine Person nur durch wenige zusätzliche Informationen, abgewandelte Formulierungen oder ein wenig Empathie für einen jeweils anderen Charakter verschieben kann. Wenn man versucht, jeden einzelnen Standpunkt nachzuvollziehen, fällt es schwer, sich klar zu positionieren – ein eindeutiges Richtig oder Falsch gibt es hier wohl kaum. Mir hat das Format dieses Buchs sehr gefallen und ich werde die Augen nach weiteren, ähnlichen Titeln offenhalten. Sehr kurzweilig und lesenswert!