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Gabriele

Posted on 10.12.2020

Schon der Titel dieses Buches ist zweideutig: Meint die Autorin den Menschen oder das Corona-Virus? Um beides geht es in diesem Roman, der im September 2020 herausgekommen ist. In kurzen Kapiteln schreibt Lola Randl über die Unsicherheiten des Frühjahrs, als noch nicht viel über das/den Virus bekannt war. Sie erinnert an die Aussage, dass der Mund-Nasen-Schutz unnötig sei und wie sich die Meinung dazu veränderte. Wir lesen von Homeoffice, von Homeschooling, von Talkshows und verbotenen Treffen. „Die Klimakrise, die Flüchtlinge, die soziale Ungleichheit, steigende Mieten, Überbevölkerung, Kriege alle unlösbaren Probleme unserer Zeit waren mit einem Mal verschwunden.“ (Seite 93). Selten hielt ich einen so aktuellen Roman in der Hand. Er ist leicht und locker geschrieben, oftmals auch witzig. Er enthält alles, was wir im Jahr 2020 erlebt haben – sogar die Trockenheit und das Baumsterben. Trotzdem hat er mich nicht einfangen können. Der Humor der Autorin kommt mir zu gewollt vor, so dass mir teilweise das Lachen im Hals stecken blieb. Um dem Ganzen ein wenig mehr Gehalt zu geben, hat sie den Alltag der Protagonistin mit Kindern, Mann und Liebhabern eingebaut. Die Ich-Erzählerin schreibt gerade an einem Zombie-Projekt, was sie selbst auf Seite 133 als „einfach nur sinnlos und hohl“ bezeichnet. Wie wahr! Die einzelnen Szenen sind in vielen kurzen Kapiteln verpackt. Um das, was zusammengehört wieder erkennen zu können, wurden die Überschriften (zum Beispiel „Honka, Bar des Vergessens“) mit römischen Ziffern gekennzeichnet. Nachdem der Vorgängerroman „Der große Garten“ im Jahr 2019 für den Deutschen Buchpreis nominiert war, erhielt dieser zweite Roman schon kräftig Vorschusslorbeeren. In meinen Augen sind die übertrieben.

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