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mabuerele

Posted on 9.12.2020

„...Von den meisten Blüten kostete er lediglich ein einziges Mal, bevor er weiterzog, um die Nächste zu erkunden...“ Mit diesen Worten wird die Vergangenheit von Lord Christopher Caverdish treffend charakterisiert. Auf der Landpartie bei seinem Freund, Herzog Roderick Dashwood, lernt er Caithlyn kennen. Die junge Frau hatte vor drei Jahren nicht nur ihren Mann, sondern auch ihre Kinder verloren. Auf Wunsch von Natalie zeigt sie sich das erste Mal wieder in der Öffentlichkeit. Die Autorin hat eine Liebesgeschichte im historischen England geschrieben. Das Leben des Adels wird gut wiedergegeben. Diejenigen darunter, die sich ihr Geld auch mit Arbeit verdienen, gehören eher zu einer seltenen Spezi. Die Personen werden gut charakterisiert. Caithlyn lebt sei dem Tod des Mannes bei dessen Bruder, der das Gut geerbt hat. Er lässt ihr die nötige Freiheit und hat ihr die Möglichkeit eingeräumt, die Kinder der Angestellten und des Dorfes zu unterrichten. Einer der Jungen drückt aus, was damals die Regel war. „...Sie ist ein Mädchen […] und wird das Wissen sowieso nie anwenden können...“ Das Mädchen allerdings ist in ihren Wissensstand wesentlich besser als die vorlauten Jungen. Und das passt denen nicht! Ihre Ehe war für Cathlyn mehr Fluch als Segen. Das klingt so: „...Sie war dennoch mit einem Mann geschlagen gewesen, der sie nicht geachtet hatte...“ Christopher ist mir unsympathisch. Das liegt wohlgemeint nicht an seiner Vergangenheit, sondern an seinem aktuellen Verhalten. Für ihn galt: „...Keine Frau hatte bisher seinen Ansprüchen genügt. Dabei fand er diese nun wirklich nicht zu hoch angesetzt….“ Als er Caithlyn sieht, glaubt er, die Frau für sein Leben gefunden zu haben. Wie aber soll er sie davon überzeugen? Selbst sein Freunde glauben ihm nicht, dass er mehr will als ein Abenteuer. Was mich stört, ist sein Umgang mit möglichen Rivalen. Mag sein, dass dessen Reaktion auf die Drohung auch nicht die feine englische Art ist. Durch sein Verhalten aber zeigt Christopher in meinen Augen, dass er Caithlyn nicht zutraut, eine eigene Entscheidung zu treffen. Er wertet sie ab. Schade, dass Caithlyn nie erfährt, was er getan hat. Dann wäre die Geschichte unter Umständen anders ausgegangen. Ich glaube nicht, dass sie das akzeptiert hätte. Außerdem versucht Christopher häufig durch seine körperliche Stärke zu punkten. Auch die Art und Weise, wie er sich Caithlyn nähert, ist nicht unbedingt die eines Gentleman. Er setzt auf seine Anziehungskraft und lotet aus, wie weit er gehen kann. Denkt er dabei an die Konsequenzen für Caithlyn? Wohl kaum! Es dauert, bis er eine vernünftige Entscheidung fällt und Konsequenzen für sein Leben zieht. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen.

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